Hagen. .
28 Jahre alt, bisher beschäftigt bei kleineren Teams der 1. und 2. Basketball-Bundesliga, selten herausragende Statistiken: Mark Dorris - Spitzname „Mr. Fantastic“ - ist kein Spieler, den die Talentspäher der NBA auf dem Radar haben. Der Scout der Orlando Magic ist auch nicht wegen des US-Guards in Diensten von Phoenix Hagen nach Westfalen gekommen, er will Maxi Kleber sehen. Doch nicht das deutsche Supertalent von Dirk Nowitzki-Klub Würzburg entscheidet das dramatische Duell am 22. Spieltag, sein letzter Wurf prallt vom Ring zurück. Der „Buzzer Beater“ klassischer NBA-Ausprägung bleibt Dorris vorbehalten. Mit dem Ertönen der Schlusssirene trifft er zum knappen 75:73 (39:32)-Sieg, der die Hagener bis auf zwei Punkte an die Play-off-Plätze heranbringt.
2,7 Sekunden - bei den olympischen Rodelwettbewerben eine Ewigkeit, im Ballsport kaum mehr als ein Wimpernschlag: Nur im Basketball spitzt sich in dieser kurzen Spanne nicht selten das Spielgeschehen zu, ereignet sich die dramatische Wende. Für solche Momente ist Mark Dorris der richtige Mann, der geschmeidige Aufbauspieler kann blitzschnell den halbwegs freien Wurf kreieren. Und genau das benötigt Phoenix Hagen 2,7 Sekunden vor der Sirene, als gegen den starken Abstiegskandidaten s.Oliver Baskets Würzburg nach beständiger Führung die Verlängerung droht. Die Anweisung von Phoenix-Coach Ingo Freyer in der Auszeit ist klar - Dorris wird gesucht. Mit kurzem Antritt löst sich dieser von Gegenspieler Jimmy McKinney, der Einwurf kommt von David Bell, die Zeit läuft. Ein schnelles Dribbling in die Zone, ein Sprung zur Seite, das schafft Raum für den gezielten Wurf. Just als die Sirene ertönt, hat der Ball Dorris’ Hand verlassen, rauscht durch das Korbnetz - und sorgt für eine explosive Jubel-Entladung der gebannt wartenden Fans.
„Das war kein Glück, das war Marks typischer Move“, befindet später Freyer, während Dorris sich beim Trainer bedankt: „Der Coach hat einen tollen Spielzug aufgemalt. Ich habe mich wohl gefühlt und den Wurf genommen.“ Im Training übe er genau das viele Male. „Für ihn freut mich das besonders“, sagt auch Phoenix-Geschäftsführer Oliver Herkelmann, nicht selten ist Dorris zuvor wegen seines Eigensinns bei den Fans in die Kritik geraten: „Es kommt ja schon Unruhe in der Halle auf, wenn er den Ball hat.“ Diesmal landet das Spielgerät beim genau richtigen Akteur. Und Dorris weiß: „Jetzt haben wir uns in eine gute Ausgangsposition gebracht, die Play-offs noch zu erreichen.“