Hamburg. .
Der Hamburger SV steht mit der Partie gegen Bayern München vor dem größten Pokalknaller seit fünf Jahren, aber kaum jemanden im Norden interessiert’s. Beim Bundesliga-Dino tobt seit Tagen ein Machtkampf unglaublichen Ausmaßes. Der Aufsichtsrat will mindestens den halben Vorstand aus dem Amt jagen, um anschließend Trainer Bert van Marwijk auszuhebeln. Felix Magath soll bereitstehen.
Sein Vertrauter, der in der Schweiz lebende Milliardär Klaus-Michael Kühne, hat ihn laut „Hamburger Abendblatt“ in einem Brief aufgefordert: „Geben Sie sich einen Ruck. Werden Sie Sportdirektor und Trainer beim HSV - dann wird alles gut!“ Am Dienstag verhandelte Magath nach Angaben seines Managements jedoch nicht mit dem HSV. Er sei bei einem sozialen Termin, hieß es.
Während van Marwijk mit seinen Profis das Defensiv-Konzept gegen die übermächtigen Bayern einübte, wurde spekuliert, Magath könnte bereits beim Pokalspiel auf der HSV-Bank sitzen. Das Prozedere für den Umsturz im Verein dürfte einmalig in der deutschen Fußball-Landschaft sein.
Kein Aufschrei der Mitglieder
Der Vorstand um Chef Carl Jarchow und Sportdirektor Oliver Kreuzer ist gegen eine sofortige Trennung von van Marwijk und spricht ihm zumindest bis zum Abstiegsgipfel gegen den Tabellenletzten Eintracht Braunschweig am Samstag das Vertrauen aus. Der Aufsichtsrat will van Marwijk sofort entlassen, darf das aber nicht. Denn das operative Geschäft obliegt einzig und allein dem Vorstand.
Also muss der Vorstand weg, den der Rat selbst installiert hat. Bei der Verpflichtung von Sportchef Kreuzer vor acht Monaten war dasselbe Gremium noch Feuer und Flamme und gab dem Ex-Profi einen Dreijahresvertrag. Kühne, der dem HSV bei der Installation Magaths angeblich Millionenbeträge zukommen lassen will, hat Kreuzer vor Monaten als Drittliga-Manager verunglimpft. Auch der Vereinsvorsitzende Carl Jarchow ist weder Kühnes noch Magaths Freund.
Der zerstrittene HSV-Aufsichtsrat manövriert sich derweil weiter ins Abseits. Er darf laut Satzung nicht in das operative Geschäft eingreifen, hält sich aber nicht daran. Mit seinem neuen Chef Jens Meier verhandelt er mit einem Coach und organisiert den Rauswurf des bisherigen Trainers. Eigentlich müsste ein Aufschrei durch die Mitgliedschaft des Vereins gehen. Sie hat den Aufsichtsrat gewählt und damit ein Mandat erteilt. Der Name Magath aber elektrisiert die Mehrheit der 72 000 Mitglieder. Der 60 Jahre alte Unterfranke hat sich in Hamburg mit dem Tor zum Gewinn des Europapokals der Landesmeister 1983 ein Denkmal in Hamburg gesetzt. Ihm wird der Klassenverbleib des Tabellenvorletzten zugetraut.
Derweil fordert HSV-Urgestein Willi Schulz das Team auf, sich auf Fußball zu konzentrieren. Das Spiel gegen die übermächtigen Münchner am Mittwoch (20.30 Uhr) dürfe nicht abgeschenkt werden. „Sie sollten zusehen, dass sie eine gute Figur abgeben, dann läuft es auch drei Tage später in Braunschweig besser“, sagte der 75-Jährige. „Eine Überraschung ist im Pokal immer mal möglich“.