Hamburg. .
Der Aufsichtsrat debattierte knapp acht Stunden, Bert van Marwijk genügten wenige Worte, um die desaströse Lage beim taumelnden Hamburger SV auf den Punkt zu bringen. „Ich habe das Gefühl, wenn es so weitergeht, dass der Verein sich selbst zerstört. Das ist unglaublich schade für den schönen Verein“, sagte der umstrittene niederländische Coach des Fußball-Bundesligisten.
Fragen ließ der frühere Bonds-coach vor dem Pokalviertelfinale seiner Mannschaft gegen die Übermannschaft des FC Bayern München am Mittwoch nicht zu. Weitere Ausführungen zu seiner Gemütslage waren auch nicht nötig am Tag nach der vorerst abgeblasenen Revolution beim Bundesliga-Gründungsmitglied.
Van Marwijk sind die Turbulenzen der vergangenen Tage unter die Haut gegangen. Sportlicher Absturz seiner Mannschaft, Fan-Ausschreitungen gegen Spieler und dazu das Gezerre um seinen Posten. Der Vorstand will ihn behalten, einige Aufsichtsratsmitglieder wollen das nicht. In einer achtstündigen Sitzung hatte das Kontrollgremium am Sonntagabend getagt, um den Weg für den favorisierten Felix Magath freizumachen. Dafür hätten Vorstands- und Sportchef weichen müssen. Einigkeit wurde nicht erzielt.
Offenbar keine Mehrheit für Magath
Bezeichnend für den HSV: Die Kontrolleure waren nach ihrer Tagung tags zuvor durch die Tiefgarage des Hotels geflüchtet. Bloß nichts sagen, lautete die Devise. Der angedachte Sturz von Sportchef, Vorstandschef und Trainer fiel vorerst aus. Der vermeintliche Heilsbringer Magath muss warten. Für die Revolution mit Magath als starkem Mann gab es im Aufsichtsrat offensichtlich keine Mehrheit. Acht der elf Mitglieder hätten dafür sein müssen.
Folglich bleiben van Marwijk, Sportchef Oliver Kreuzer und Vorstandsvorsitzender Carl Jarchow vorerst im Amt. Die Bedenken bei einem Umsturz: Es wären Abfindungen in Millionenhöhe zu zahlen. Geld, das der mit 100 Millionen Euro belastete Verein nicht hat.