Sotschi. . Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisiert die russische Justiz. Auslöser ist das Urteil gegen den in der Olympiaregion Sotschi bekannten Umweltaktivisten Jewgeni Witischko. Dieser ist wegen “leichtem Rowdytums“ zu 15 Tagen Arrest verurteilt worden.

Menschenrechtler kritisieren wenige Tage vor dem Olympiastart zunehmenden Druck auf Aktivisten. In einem Eilverfahren sei der prominente Umweltschützer Jewgeni Witischko (40) am Montag zu 15 Tagen Arrest verurteilt worden. Die Strafe erging wegen "leichten Rowdytums", nachdem der Ökologe angeblich an einer Bushaltestelle laut geschimpft habe. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisierte das Urteil als Willkür. Die Oppositionspartei Jabloko sprach von einem Vorgehen wie zu Zeiten des Sowjetdiktators Josef Stalin. Witischko habe weder einen Anwalt bei sich gehabt noch gab es Zeugen für den mutmaßlichen Zwischenfall.

Der Aktivist hatte wiederholt gegen illegale Abholzung von Wäldern und ungenehmigte Neubauten von Funktionären protestiert sowie gegen "den Raubbau an der Natur im Zuge der Olympiavorbereitung", teilte Jabloko mit. Die Partei wirft den Machthabern vor, Kritiker vor der Olympiaeröffnung am Freitag gezielt mundtot zu machen.

Ein Gericht hatte Witischko zuletzt wegen seiner Aktionen gegen den Protest der Umweltorganisation Greenpeace zu drei Jahren Straflager verurteilt. Weil das Urteil noch nicht rechtskräftig ist, war Witischko zunächst noch auf freiem Fuß gewesen.

Seit Monaten Kontrollen, Hausbesuche und Befragungen

Als "unverfroren" kritisierte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Marieluise Beck das Vorgehen der Justiz. "Russische Behörden ziehen alle Register, um kritische Stimmen im Vorfeld von Sotschi zum Schweigen zu bringen", teilte die Sprecherin für Osteuropapolitik in Berlin mit. Witischko und andere Aktivisten seiner Organisation Umweltwache im Kaukasus würden seit Monaten ständigen Kontrollen, Hausbesuchen und Befragungen durch die Polizei ausgesetzt. Beck forderte die Bundesregierung und das Internationale Olympische Komitee (IOC) auf, "darauf zu drängen, dass die Schikanen gegen die Umweltaktivisten beendet werden". (dpa)