New York. .
Auf dem Times Square gibt es diesen Kasten, der silbern schimmert, als sei er mit Alufolie überzogen. Der Kasten hat eine kleine Tür und eine große Aufschrift: „US Armed Forces Recruiting Station“ – er gehört dem amerikanischen Militär, das hier Leute rekrutiert. In den kommenden Tagen dürfte viel zu tun sein, da auf dem Times Square 500 000 Football-Fans erwartet werden. Denn neben dem Militär-Kasten steht jetzt ein begehbarer Glas-Container, und in dem ist die „Vince Lombardi Trophy“ ausgestellt – jene Trophäe, die am Sonntag dem Super-Bowl-Champion überreicht wird.
Es geht um „Super Bowl XLVIII“, wie nun an jedem Laternenpfahl und in jedem Schaufenster rund um den Times Square zu lesen ist: Super Bowl XLVIII wird in New York ausgetragen – jedenfalls sagt man das hier so. Zwar befindet sich das Stadion, in dem die Denver Broncos und die Seattle Seahawks um den Gewinn der 48. Super Bowl spielen, in East Rutherford, New Jersey. Aber New Jersey, das klingt touristisch unattraktiv, und so wurde das Rahmenprogramm in New York aufgezogen und der Broadway umfunktioniert – zum „Super Bowl Boulevard“, einer Fan-Meile, die sich von der 34. Straße bis zum Times Square zieht. Mit Musikbühne und Rodelbahn. Dazu leuchten die Riesen-Reklamen auf dem Times Square.
Hier dreht sich in diesen Tagen alles um das irre Football-Finale: Die Super Bowl gilt als das größte Sportereignis der Welt; vor einem Jahr waren es mehr als 164 Millionen Menschen, die weltweit einschalteten, als die Baltimore Ravens die San Francisco 49ers besiegten. New York hält sich für das größte Stadtereignis der Welt; insofern passt es, dass man sich endlich einmal trifft. Bisher galt die Gegend hier oben als unmöglicher Ort für eine Super Bowl; zu kalt. Die Super Bowl wird ja traditionell am ersten Sonntag im Februar ausgespielt. Und so fand sie meist in Florida oder Arizona statt, wo es um diese Zeit warm ist.
Als die NFL-Teambesitzer, die über den Austragungsort der Super Bowl abstimmen, vor vier Jahren entschieden, dass Nummer 48 eine New Yorker Veranstaltung wird (und damit die erste Outdoor-Sause in einem solchen Klima), belohnten sie, dass die New York Giants und die New York Jets zusammen ein neues und 1,6 Milliarden Dollar teures Stadion bauten – das „MetLife Stadium“ drüben in New Jersey. Doch seither gehört zu Super Bowl XLVIII die Frage nach dem Wetter: Gibt es einen Schneesturm? Und wenn ja: Kann dann überhaupt gespielt werden? Die Organisatoren haben natürlich längst einen Notfall-Plan: Sollte das Spiel am Sonntag abgeblasen werden müssen, würde man auf Montag ausweichen. Das hat man hier ja oft genug geprobt – bei den US Open, wo das Finale der Tennis-Herren in den vergangenen sechs Jahren stets auf Montag verschoben wurde.
Doch vermutlich wird es nun bei der Super Bowl nicht so weit kommen: Die Wetter-Koryphäen der Lokalsender sind sich inzwischen ziemlich einig, dass am Sonntag beim Kickoff um 18.30 Uhr Ortszeit knapp über null Grad sein werden –„mit einer geringen Schneewahrscheinlichkeit“, wie Lonnie Quinn sagte, ein blonder Howard Carpendale-Verschnitt, der bei den CBS-Nachrichten für die Vorhersage zuständig ist.
Hotelpreise astronomisch hoch
Auch wenn es am Sonntag nicht schneit: Die Temperaturen sind noch immer frisch genug, dass die Kartenpreise sinken; jedenfalls auf dem so genannten „Resale Market“, wo Tickets weiterverkauft werden. Am Montag gab es welche für 4000 Dollar (mittlere Kategorie), die am Dienstag nur noch knapp über 3000 Dollar kosteten. Das hat auch damit zu tun, dass die Fans der teilnehmenden Teams aus Denver und Seattle eine lange Anreise haben, die auch schon ein paar Taler kostet.
Doch selbst wenn die Tickets günstiger werden, veranstalten sie hier immer noch die teuerste Super Bowl aller Zeiten: Die Hotelpreise in Manhattan sind in eine Höhe geschossen, die dem Empire State Building entspricht. Ein Sponsor hat ein Kreuzfahrtschiff gemietet, das er auf dem Hudson parkt; ist billiger, als Gäste in einem Hotel unterzubringen. Wer in Manhattan ein Bett unter 300 Dollar gefunden hat, schläft vermutlich in einem YMCA.
Die Miami Heat und die Oklahoma City Thunder, derzeit die Top-Teams der Basketball-Eliteliga NBA, dürfte dieses Schicksal nicht ereilen. Sie spielen an diesem Wochenende in New York, die Heat bei den New York Knicks und die Thunder bei den Brooklyn Nets. Das trifft sich prima, denn dann können ihre Stars noch rasch als Gastgeber illustrer Super-Bowl-Promi-Partys herhalten. Wie Kevin Durant von der Thunder, der am späten Freitagabend in den „40/40 Club“ geladen hat, einem Laden mit weißen Ledersofas und weißen Lederwänden. Der „40/40 Club“ gehört Jay Z, dem Rap-König; er ist bis einschließlich Sonntag ausgebucht.