Wuppertal. Seit einigen Tagen wirbt Bayer Leverkusen in Wuppertal gut sichtbar um Zuschauer. Die Fans des heimischen Wuppertaler SV finden das nicht lustig und wittern Provokation. Bayer Leverkusen winkt ab, man wolle nicht in Konkurrenz zum WSV stehen, sondern lediglich die eigene Mannschaft bewerben.

Sie ist das Aushängeschild der Stadt Wuppertal und weit über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus bekannt. Die Schwebebahn. Seit einigen Tagen können einige Wuppertaler über ihr geliebtes Wahrzeichen aber nur noch den Kopf schütteln. Zumindest der fußballbegeisterte Teil der Bevölkerung. Denn seit kurzem fährt - pardon, schwebt - der Wagen mit der Ordnungsnummer 18 in neuem Gewand über den Dächern der Stadt. Bayer 04 Leverkusen hat sich die begehrte Werbeflächen gesichert und geht so auf Zuschauerfang.

Die Fans des traditionsreichen Wuppertaler SV finden das gar nicht witzig. Zumal auf der Schwebebahn nicht nur das Logo der Leverkusener prangt, sondern auch noch der Spruch: "Spitzenfußball: nur 30 km Luftlinie." Reine Provokation, sind sich die WSV-Anhänger sicher, zumal ihr Team nach der Insolvenz des Vereins gerade in den Niederungen der Oberliga kickt und sich erst langsam auf den Weg nach oben macht. Alles, aber keine Provokation, ist man sich dagegen in Leverkusen sicher. "Wir sehen das absolut nicht als Provokation und das lag sicher nicht in unserer Absicht. Wir bewerben unsere Mannschaft, die in Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal spielt. Wir gehen damit nicht in Konkurrenz zum Wuppertaler SV, der uns ein sehr sympathischer Verein ist", erklärt Dirk Mesch, Pressesprecher bei Bayer 04 Leverkusen.

Anfrage bei der Leverkusener Maketing-Abteilung

Während die Fan-Seele im Tal die Wupper zum Kochen bringt, bemüht sich WSV-Vorstandssprecher Alexander Eichner um moderatere, aber trotzdem bestimmte Töne: "Die Schwebebahn ist in Wuppertal das zentrale Verkehrsmittel. Ich bin ein begeisterter Schwebebahn-Fahrer, aber es schon ein merkwürdiges Gefühl, in so einen Wagen zu steigen.“ Sein Vorstandskollege Achim Weber, der schon in seiner Zeit als Profi für seine klaren Worte bekannt war, machte dagegen seinem Ärger auch jene 30 Kilometer südlich Luft. Per Mail fragte er bei der Marketing-Abteilung der Leverkusener an, ob man es am Rhein denn gut finden würde, wenn der WSV am Leverkusener Kreuz ein Plakat mit der Aufschrift „Wahre Tradition: nur 30 KM Luftlinie“ anbringen würde.

Ihre rot-schwarzen Runden dreht die Bahn durch Wuppertal.
Ihre rot-schwarzen Runden dreht die Bahn durch Wuppertal. © imago

In der Zwickmühle stecken jetzt die Wuppertaler Stadtwerke (WSW). Sie betreiben die Schwebebahn und fahren die Werbung für die Leverkusener. Gleichzeitig sind sie aber auch Sponsor beim Wuppertaler SV. "Ich finde es befremdlich, aber die WSW müssen mir nicht ihre Marketingstrategie erklären,“ sagt WSV-Vorstandssprecher Eichner. Sie können es auch gar nicht. „Wir haben die Vermarktung der Werbeflächen komplett an einen externen Dienstleister abgegeben“, sagt WSW-Sprecher Holger Stephan.

Fast 100.000 Euro Kosten

Und jener externe Dienstleister gibt auf seiner Internetseite sogar ganz offen preis, zu welchen Konditionen sich die Leverkusener in die Stadt an der Wupper eingekauft haben. Selbst wenn die Verantwortlichen der Werkself nur das absolute Schmalspur-Paket für einen Monat gebucht haben, kostet sie die Dauerfahrt mit der Schwebebahn stolze 90.000 Euro. Und damit nicht genug, denn die Werbung auf Wuppertals bekanntestem Fortbewegungsmittel ist nur ein Teil einer breit angelegten Marketing-Strategie der Leverkusener im gesamten Bergischen Land. Anzeigen, Kinospots und Hörfunk-Werbung werden folgen, um das Zuschauerpotenzial in der Region zu erschließen.

Glaubt man den Kommentaren im sozialen Netzwerk Facebook, ist das Geld der Leverkusener in Wuppertal aber nicht sonderlich gut angelegt. Dort halten sie zu ihrem WSV, ganz gleich in welcher Liga der auf Torejagd geht. Trotzdem, Bayer 04 glaubt an das Werbepotenzial des Wagens und denkt nicht daran, ihn in die Endstation fahren zu lassen.