Gelsenkirchen/Dortmund. Nach den Krawallen beim Revierderby im Oktober 2013 greift der FC Schalke 04 jetzt durch. Rund 400 “Fans“ von Borussia Dortmund bekommen in diesen Tagen Post aus Gelsenkirchen, in der ihnen mitgeteilt wird, dass sie das Gelände rund um die Arena bis 2019 nicht mehr betreten dürfen.

Die Szenen vor dem letzten Revierderby zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund am 10. Spieltag der laufenden Bundesliga-Saison waren beängstigend. Gelber Rauch stieg kurz vor Anpfiff aus dem Gästeblock auf, Böllerschüsse knallten durch das Stadion und Leuchtrakten wurden in benachbarte Blöcke geschossen. Der FC Schalke 04 reagiert jetzt und spricht gegenüber 400 vermeintlichen Fans von Borussia Dortmund Geländeverbote für den Bereich rund um die Arena aus. Bis zum Ende der Saison 2018/2019 dürfen diese rund 500 Personen sich dort nicht mehr aufhalten.

Im Falle der Zuwiderhandlung droht eine Anzeige wegen Haus- und Landfriedensbruch. Auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte der FC Schalke 04, dass der Verein die Personen über die Maßnahme per Einschreiben mit Rückschein informierte. In diesen Tagen gehen die Schreiben bei den vermeintlichen Fans des BVB ein.

Gründ für die 498 verhängten Haus- und Geländeverbote (hinzu kommen drei weitere Personen im Ausland), sind Zwischenfälle auf der Anreise zum Spiel am 26. Oktober 2013 am Bahnhof Essen West. Dort hatten BVB-Anhänger in einem Zug die Notbremse gezogen und waren auf die Gleise gelaufen.

Schalke teilte Maßnahme dem BVB am Donnerstag mit

Bereits am Donnerstag teilte der FC Schalke 04 dem BVB mit, dass er die Maßnahme durchführen würde und 500 Fans des BVB den Zutritt zur Arena und den umliegenden Bereich für fünf Jahre verweigern würde. „Über die grundsätzliche Reaktions-Stoßrichtung des FC Schalke wussten wir seit Ende des Jahres Bescheid, konkret sind wir am Donnerstag informiert worden. Es gibt einen Derby-Arbeitskreis mit Mitgliedern aus beiden Vereinen, der regelmäßig tagt und durch den beide Klubs in einem professionellen Austausch miteinander stehen“, erklärt BVB-Pressesprecher Sascha Fligge.

Während sich in den Fanforen des BVB im Internet die Stimmen mehren, dass eine solche Pauschalstrafe gegen die Fans eine nicht hinzunehmende Maßnahme sei, sieht der Verein das ganz anders. „Für uns ist das keine Pauschalstrafe. Es handelt sich bei den Personen um eine Gruppe, die schon auf der Anreise zum Derby an einem Essener Bahnhof mit der Polizei in Berührung kam und nach den Ermittlungen vor Ort auch an den Vorgängen im Stadion aktiv oder duldend beteiligt war“, so der BVB-Sicherheitsexperte Kai Ruben.

Neben den 498 Betretungsverboten für die Arena und das umliegende Gelände hat der S04 auch 31 bundesweite Stadionverbote gegen BVB-Anhänger ausgesprochen, so dass die auch die Heimspiele von Borussia Dortmund nicht mehr besuchen dürfen. Wie der BVB gegen die anderen fast 500 Personen vorgeht, ist indes noch nicht klar. „Wir werden das intern auf allen Ebenen besprechen und unaufgeregt, aber zielorientiert handeln. Borussia Dortmund verurteilt solche Ausschreitungen aufs Schärfste. Sie gefährden auch Unbeteiligte und haben im Fußball nichts, aber auch gar nichts zu suchen.“, macht der BVB-Sprecher deutlich.

Wie der FC Schalke 04 am Nachmittag mitteilte, richten sich die 31 verhängten bundesweiten Stadionverbote gegen zweifelsfrei identifizierte und ermittelte Randalierer, die im Gästeblock der Gelsenkirchener Arena Plexiglasscheiben aus der Verankerung rissen und Personen, die Pyrotechnik im Innern des Stadions zündeten. Damit hätten diese Personen bewusst "die Sicherheit aller Fans, Spieler und Verantwortlichen in der Veltins-Arena gefährden" wollen, heißt es in einer Stellungnahme der Königsblauen.

Aus ermittlungstaktischen Gründen hatte die Polizei den Verein darum gebeten, die Kommunikation der Haus- und Geländeverbote sowie der Stadionverbote erst zum jetzigen Zeitpunkt vorzunehmen, um möglichst viele Täter ermitteln zu können.

Fanvertreter wirbt für individuelleres Vorgehen

Die Vorkommnisse rund um das letzte Revierderby in Gelsenkirchen verurteilt auch Marco Blumberg, Leiter des Abteilungsvorstands der BVB Fan- und Förderabteilung. Die Maßnahme des FC Schalke 04, gegen gleich 500 Personen ein Geländeverbot auszusprechen, hält er aber für falsch. "Der Verdacht liegt nahe, dass bei einer solchen Masse an Personen die Maßnahme auch Menschen betrifft, die sie nicht treffen darf, weil sie nichts gemacht haben", sagt Blumberg. Der Fanvertreter plädiert viel mehr dafür, dass die Täterermittlungen intensiver und die darauf folgende Behandlung individueller wird. "Wenn man einer Person ganz konkret einen Vorwurf machen kann, erzielt man auch viel eher einen pädagogischen Effekt", erklärt Blumberg.