Winterberg. . Der neue Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes, Alfons Hörmann, informierte sich beim Bobweltcup in Winterberg über die Bedingungen am Stützpunkt im Sauerland.

Eine Premiere ist es nur teilweise, die Alfons Hörmann in Winterberg feiert. Am Königssee ­besuchte er „vor gefühlt zehn ­Jahren“ mal einen Eiskanal. Doch als Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes weilt der ­53-Jährige an der Kappe erstmals an einer Bobbahn. Ein Gespräch mit dem seit kurzem neuen deutschen Sport-Boss.

Herr Hörmann, entdecken Sie an diesem Samstag eine neue Region in Deutschland für sich?

Alfons Hörmann: Im benachbarten Willingen war ich bereits mehrfach als Präsident des Deutschen Skiverbandes. Aber in Winterberg bin ich zum ersten Mal. Als Präsident des DOSB muss ich halt meine Ski- und Schneespur verlassen. Aber das mache ich sehr gerne. (lacht)

Sie inspizierten Einrichtungen des hiesigen Stützpunkts. Wie ist Ihr Eindruck?

Hörmann: Die Bundesländer übergreifende Zusammenarbeit ist vorbildlich. Ein Problem scheint zu sein, dass es sich nur um einen Nachwuchsstützpunkt handelt. Mir wurde eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass die Strategie nicht aufgeht. Mit dem Wechsel in die Fremde scheinen viele Talente überfordert zu sein und gehen verloren. Das ist ein unbefriedigender Zustand.

Wie kann dieser geändert werden?

Hörmann: Es müsste in dieser Region noch viel mehr und professioneller gearbeitet werden. In Thüringen und Sachsen haben wir die Situation, dass der demografische Wandel in Zukunft nur noch einen Bruchteil der bisherigen Athletenzahl zulassen wird. Teilweise wird sich dort die Frage stellen, ob etwa die Sportgymnasien in der jetzigen Zahl zu halten sind.

Auch interessant

Wieso trauen Sie Winterberg/Willingen eine bessere Zukunft zu?

Hörmann: Wenn ich das Athleten-Potenzial zum Beispiel im nahe gelegenen Ballungsraum Ruhrgebiet sehe, muss es uns im Wintersport einfach gelingen, das Sauerland als Kernpunkt einzubinden. Außer vielleicht Ski alpin kann hier jede Disziplin betrieben werden. Wir müssen auf solche Stützpunkte setzen, sonst werden wir im Leistungssport Qualität verlieren. Das ist keine Schönwetter-Aussage, weil wir gerade hier stehen, sondern meine Überzeugung.

Die Olympischen Spiele in Sotschi: Wo stehen die deutschen Athleten gut vier Wochen vorher?

Hörmann: Ich sehe uns insgesamt auf einem guten Weg. Die Bobfahrer haben ja in Winterberg an diesem Wochenende gezeigt, dass mit ihnen zu rechnen ist. Natürlich gibt es zum jetzigen Zeitpunkt in allen Disziplinen noch große Fragezeichen, aber das ist nichts Ungewöhnliches.

Offiziell sind in Sotschi 42 Medaillen das deutsche Ziel. Kann dies erreicht werden?

Hörmann: Die von vielen ausgegebene Zahl der Medaillen als logische Fortsetzung von Vancouver 2010 sehe ich als ambitioniertes Ziel an. Ich will dieses Ziel nicht kassieren, allerdings muss alles sehr gut klappen, um diese Medaillen zu holen. Aber wir haben zum jetzigen Zeitpunkt keinen Grund, sehr nervös zu sein.