Oberstdorf. . Die deutschen Skispringer setzen bei der Vierschanzentournee erneut zum Angriff auf die Spitze an. Severin Freund hat dabei die besten Chancen auf eine vordere Platzierung. 2002 gelang Sven Hannawald der letzte deutsche Tagessieg.

Die besinnlichen Weihnachtstage hat Severin Freund optimal genutzt. "Wir haben bei meinen Eltern gefeiert und uns so richtig verwöhnen lassen. Ich hatte viel Ruhe und konnte ordentlich Kraft tanken", erzählt der Hoffnungsträger der deutschen Skispringer. Energie wird der 25-Jährige aus Rastbüchl bei der am Sonntag (16.30 Uhr/ARD) in Oberstdorf beginnenden Vierschanzentournee auch mehr denn je benötigen, denn Freund träumt vom ersten deutschen Gesamterfolg seit Sven Hannawald vor zwölf Jahren.

"Ich bin bereit für den Sieg", sagt Freund selbstbewusst, erwartet jedoch harte Konkurrenz: "Es wollen viele ganz nach oben, einfach wird das sicher nicht." Aber immerhin: Dass er die Weltelite bezwingen kann, hat der Bayer zuletzt mit seinem Sieg in Lillehammer bereits bewiesen. Im starken Team des Deutschen Skiverbandes (DSV) gilt Freund einmal mehr als aussichtsreichster Kandidat auf eine vordere Platzierung.

Beste Platzierung bei der Tour war Rang sieben

Das war allerdings auch in den vergangenen Jahren so, ganz nach vorne reichte es aber nie. Im Olympia-Winter soll sich das mit mehr Erfahrung endlich ändern. "Die Form war bisher immer gut, was gefehlt hat, war die nötige Konstanz in meinen Sprüngen. Daran habe ich gearbeitet, und ich denke, ich bin einen Schritt weitergekommen", sagt Freund. Rang sieben im Jahr 2012 war seine bisher beste Gesamtplatzierung, im Vorjahr reichte es nach gutem Start nur zu Rang 13, weil er in Bischofshofen den zweiten Durchgang verpasste.

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Doch Freund denkt daran nicht zurück, ohnehin ist er nicht als Grübler bekannt. "Ich schaue lieber nach vorne", sagt er. Und so hat er auch den Sturz am vergangenen Wochenende in Engelberg längst verarbeitet. Ebenso macht das durchwachsene Wochenende zuvor beim Heim-Weltcup längst keine Sorgen mehr. "Auch wenn einmal ein Sprung, wie zuletzt in Titisee-Neustadt, nicht ganz aufgeht, bin ich trotzdem noch vorne mit dabei", weiß Freund. Und das gibt Selbstvertrauen.

Auf die Tournee bezogen hieße das, "dass ich auch mit so einem Sprung nicht allzu viel Boden in der Gesamtwertung verlieren würde". Deswegen sei es nun sein Ziel, "vier gute Wettkämpfe zu machen. Hört sich leicht an, ist aber eine Herausforderung."

Auch Youngster Wellinger in einer starken Form

Das weiß auch Sven Hannawald, im Winter 2001/2002 dank seines legendären "Grand Slam" mit vier Siegen auf vier Schanzen der letzte deutsche Tourneesieger. "Severin möchte zeigen, dass er es drauf hat, steht sich aber manchmal selbst im Weg. Dann kommen kleine technische Fehler hinzu. Das ist vielleicht auch eine Kopfsache", sagte Hannawald dem SID. Der Hinterzartener feierte im Dezember 2002 in Oberstdorf den bislang letzten deutschen Tagessieg.

Zumindest diese lange Durststrecke würden Freund und Co. etwas mehr als einen Monat vor den Olympischen Spielen in Sotschi (7. bis 23. Februar) gerne beenden. "Die Tournee-Schanze und speziell der Auftakt in Oberstdorf liegen ihm, er ist definitiv in einer guten Form", sagt Bundestrainer Werner Schuster, der Freund als die "heißeste Aktie" in seiner Mannschaft bezeichnet: "Mir gefällt sein Gesamtpaket, aber er ist auch nicht alleine im deutschen Team."

Großer Einzelerfolg soll kommen

Fünfmal standen die DSV-Adler in diesem Winter schon auf dem Podest, doch gerade bei einem Großereignis fehlt noch ein großer Erfolg in einem Einzelwettbewerb. Neben Freund ist auch Youngster Andreas Wellinger (Ruhpolding) in einer starken Form. In Engelberg bewies der 18-Jährige das zuletzt mit seinem zweiten Platz.

Im Kampf um die Tagessiege sollen Freund, Wellinger und vielleicht auch Richard Freitag (Aue) Druck auf Titelverteidiger Gregor Schlierenzauer (Österreich) und den Gesamtweltcup-Führenden Kamil Stoch (Polen) ausüben. "Wir sind in der Lage, bei jedem einzelnen Springen um den Sieg mitzukämpfen", sagt Schuster. (sid)