Köln. Boris Becker hat sich von einem Tennis-Idol mit nationaler Bedeutung zu einer Boulevard-Lachnummer mit peinlicher Präsenz entwickelt. Deswegen ist es allerhöchste Zeit: Der Trainerjob bei Novak Djokovic ist eine große Chance, sein Ansehen zu bewahren. Ein Kommentar.

Jaja, zugegeben: Ganz spontan war da der Gedanke, ob das Doppel Becker/Djokovic wohl das Potenzial hat, um die Liaison Lisicki/Pocher zu überdauern. Aber das ist albern, denn man muss einem Weltklassemann wie Novak Djokovic zugestehen, dass er weiß, was er tut.

Nun hat er also Boris Becker in sein Team geholt. Als Cheftrainer sogar. Marian Vajda allerdings, seit acht Jahren der Mann hinter den Erfolgen von Novak Djokovic, bleibt. Man kann ja nie wissen.

Was immer Djokovic zu diesem Schritt veranlasst hat, eines ist ganz sicher: Für Boris Becker ist es die ganz große Chance, doch noch einmal die Kehrtwende zu schaffen. Es wird höchste Zeit, denn wer ihn kürzlich mit zwei Fliegenklatschen an den Ohren durch die Pocher-Show stolpern sah, hatte noch nicht mal mehr Mitleid. Das war schon die reine Abscheu.

Und auch eine gewisse Traurigkeit, denn was hat dieser Mann nicht alles bewegt. Durchwachte Nächte vor dem Fernseher, schweißnasse Hände beim Matchball, Deutschland war Wimbledonsieger und lernte das Zählen neu: 15, 30, 40, Punkt. Becker-Faust und Becker-Hecht gingen in den Sprachgebrauch ein, Bum-Bum-Boris rüttelte mächtig am Thron von König Fußball.

Becker mit sicherem Gespür für Fettnäpfchen

Umso schmerzlicher war der Niedergang. Man könne in Pasing kein Toilettenhäuschen mehr ohne Beckers zunehmend peinliche Präsenz eröffnen, hieß es. Der "Rote" traf jedes Fettnäpfchen, aus dem durchtrainierten Weltstar wurde eine Lachnummer. Bis zur Pocher-Show. Da war irgendwie plötzlich jedem klar, dass etwas passieren muss.

Time. Für Boris Becker ist es allerhöchste Zeit. Bei und mit Novak Djokovic kann er es wirklich allen noch einmal zeigen, dass er nichts von dem verlernt hat, was ihn einst in den Heldenstatus erhob. Er muss nur auf seine Twitterhand aufpassen. Gut möglich, dass Djokovic sich nicht alle 30 Minuten in den sozialen Netzwerken wiederfinden möchte. (sid)