Washington. Die Olympia-Absage aus dem Weißen Haus liest sich wie eine klare Breitseite gegen Wladimir Putins Homosexuellen-Politik: Der US-Präsident sowie seine Frau bleiben den Winterspielen im russischen Sotschi fern. Stattdessen schickt Barack Obama eine Delegation mit zwei offen lebenden Lesben.

Joachim Gauck bekommt Gesellschaft. Nach dem deutschen Präsidenten hat auch der amerikanische angekündigt, nicht im Februar zu den Olympischen Winterspielen nach Sotschi zu reisen. Offiziell gibt das Weiße Haus "Terminplan-Schwierigkeiten" an. Was bei einem sportbegeisterten Präsidenten Zweifel weckt.

Weil aber auch Obamas Gattin Michelle, 2012 in London noch US-Delegationsleiterin, und Vizepräsident Joe Biden nicht vertretungsweise nach Russland reisen werden, sehen amerikanische Medien nach Durchsicht der Gesandten-Liste für die Auftakt- und Abschlussfeier in der Absage eine "klare Breitseite" Obamas gegen Moskaus starken Mann - Wladimir Putin - und dessen international umstrittene Politik gegen Homosexuelle.

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Schwulen- und Lesbenverbände reagieren wohlwollend

Mit der Tennis-Legende Billie Jean King und der Medaillengewinnerin im Eishockey, Caitlin Cahow, werden unter anderen zwei offen lebende Lesben die amerikanischen Sportdiplomaten-Farben in Sotschi vertreten.

Kopf der Delegation wird die frühere Heimatschutzministerin Janet Napoletano sein. Schwulen- und Lesbenverbände reagierten wohlwollend. "Das ist das richtige Signal zur rechten Zeit", sagte Hudson Taylor, Gründer der Organisation "Athlete Ally", die sich gegen homophobe Tendenzen im Sport richtet.

Russland steht wegen eines Gesetzes in der Kritik, das hohe Strafen für jene vorsieht, die Minderjährige über homosexuelle Lebensformen unterrichten oder Schwulen- und Lesbenparaden abhalten. Aus diesem Grund will auch Frankreichs Präsident François Hollande Winter-Olympia 2014 fernbleiben. Bundeskanzlerin Angela Merkel dagegen hält sich bisher eine Teilnahme offen.