Leipzig. .

Seit eineinhalb Jahren ist der frühere Schalke-Trainer Ralf Rangnick Sportdirektor bei Red Bull Salzburg und RasenBall Leipzig. Bisher mit Erfolg: Drittligist Leipzig steht zu Beginn der Rückrunde auf einem Aufstiegsplatz, Salzburg führt die Liga in Österreich an und überwintert ungeschlagen in der Europa League. Im Interview spricht Rangnick über sein Verhältnis zu Dietrich Mateschitz, finanzielle Vorgaben und die geplante langfristige Rückkehr in die Bundesliga.

Red Bull hat eine globale SoccerWorld aufgebaut: Salzburg, New York, Sao Paulo. Wie sind die Prioritäten? Werden irgendwann alle Standorte dem geplanten Bundesligisten Leipzig zuarbeiten?

Ralf Rangnick: Meine Zuständigkeiten konzentrieren sich ausschließlich auf Salzburg und Leipzig. Und selbst wenn Leipzig irgendwann mal Erstligist ist, wird Salzburg nie ein reiner Ausbildungsverein für einen anderen Standort sein. Wir versuchen beide Vereine so aufzustellen, dass sie in ihren jeweiligen Ländern erfolgreich sind.

In Leipzig wird ein Trainingszentrum für 35 Millionen Euro gebaut. Vergleiche mit dem Standort Hoffenheim werden gerne gezogen. Welche Parallelen sehen Sie noch mit dem Red-Bull-Projekt?

Die Spielphilosophie ist gleich und das Interesse für hoch talentierte Rohdiamanten - in der IT-Branche spricht man von Blue Chips. Das war in Hoffenheim zu Beginn noch nicht so, denn für diesen Weg hatten wir uns erst nach dem Aufstieg in die zweite Liga entschieden, als wir uns mehrere Absagen von gestandenen Zweitligaspielern eingehandelt hatten. Dann haben wir gesagt, wir scouten jetzt nur noch im Teich der 17- bis 21-Jährigen, auch wenn es länger dauert bis wir aufsteigen.

Wie sieht die Struktur über Ihnen aus. Müssen Sie Dietrich Mateschitz direkt berichten?

Grundsätzlich ist es so, dass ich regelmäßig mit Herrn Mateschitz telefoniere und wir uns auch mal persönlich treffen. Per SMS oder Telefon kann ich ihn immer erreichen. Aber im Prinzip ist das nur dann nötig, wenn etwas außergewöhnlich Wichtiges auf dem Programm steht, sprich, wenn wir einen Spieler verpflichten, der sich außerhalb des normalen Budgets bewegt.

Gibt es finanzielle Vorgaben für die einzelnen Ligen?

Das erste, was ich Herrn Mateschitz damals gesagt habe - übrigens auch Herrn Hopp 2006 - war: Ich werde mit den zur Verfügung stehenden Mitteln so umgehen, als wenn es meine eigenen wären. Mit anderen Worten: Ich werde nur dann einen Transfer befürworten und tätigen, wenn ich ihn für gewinnbringend - sportlich wie finanziell - ansehe. Einen ablösefreien Spieler zu finden, der uns weiterhilft, ist manchmal so, als wenn du früher die Goldklumpen im Wilden Westen im Bach gesucht hast.

Besteht die Gefahr, sollte Leipzig in den nächsten Jahren den Erstliga-Aufstieg schaffen, dass der Anspruch des Imperiums Red Bull ähnlich wie in der Formel 1 aussieht?

Ich glaube nicht, dass die Ziele, die bisher vom Konzern gestellt wurden, auch nur einmal höher waren, als die Ziele, die wir uns selber stecken. Herr Mateschitz ist auch jemand, dem bewusst ist, dass manche Dinge wachsen müssen. Selbst wenn wir irgendwann mal in der ersten Liga ankommen sollten, dann wollen wir nicht nur Ausbildungsverein sein. Das soll aber nicht heißen, dass wir von Anfang an gleich mit dem Ziel europäischer Wettbewerb starten werden. Herr Mateschitz sieht sich jetzt nicht als jemand, der - siehe Formel 1 - die Fahrertalente ausbildet, damit dann Ferrari oder Mercedes sagt: Danke Herr Mateschitz, jetzt holen wir die zu uns.

Sie sind trotz der Langfristigkeit der Projekte mit einem Dreijahresvertrag angetreten. Ist das nicht zu kurz?

Drei Jahre sind im Fußball schon ein langer Zeitraum. Jetzt gerade empfinde ich es persönlich so, dass in beiden Vereinen die Dinge richtig ineinandergreifen. Und um eines gleich vorwegzunehmen: Für mich gibt es keinen Grund, mich mit irgendetwas anderem zu beschäftigen. Ich habe eine sehr hohe Club-Zufriedenheit.

Kommen nicht ab und zu die Trainergefühle wieder auf?

Ja und Nein. Natürlich war ich 30 Jahre Trainer und weiß auch, dass ich immer noch Trainer bin und sein kann. Aber einer der Gründe, warum ich mich für Red Bull entschieden habe, waren ja die spannenden Synergien in den beiden Klubs.

Gab es Kontakte zu anderen Vereinen, Schalke oder Hoffenheim?

Das spielt doch keine Rolle, auch wenn ich weiß, dass es für Sie interessant ist, das zu fragen. Ich brauche das nicht für mein Ego. Momentan fühle ich mich wirklich wohl und es macht so Spaß, dass ich mich mit nichts anderem beschäftige. Ob das in sechs Monaten anders ist, weiß ich nicht.