Hamburg. Vitali Klitschko gibt seinen WM-Titel auf. Der politische Umbruch in seiner Heimat ist derzeit wichtiger. Der Weltverband ernennt ihn zum Champion im Ruhestand, der jederzeit zurückkehren darf. Aber will er das wirklich?
Profiboxer Vitali Klitschko ist zum zweiten Mal in seiner Karriere zum Weltmeister im Ruhestand ernannt worden. Weil er wegen der politischen Verpflichtungen in seiner ukrainischen Heimat derzeit keine Pflichtverteidigung als Champion bestreiten kann, hat ihm der World Boxing Council (WBC) am Montag den ruhenden Status (Champion Emeritus) verliehen. Das teilte das Klitschko-Management mit. Der WBC hatte Klitschko ein Ultimatum für die Terminbekanntgabe seiner anstehenden Pflichtverteidigung gesetzt, das am Sonntagabend ablief.
Der 42-jährige Klitschko gibt damit den regulären Titel als WBC-Weltmeister frei. Um diesen können die nächstfolgenden Boxer in der Rangliste kämpfen. Sollte Klitschko in den Ring zurückkehren, darf er gegen den dann amtierenden Champion antreten. Nummer eins der Rangliste ist der Kanadier Bermane Stiverne, der seit Monaten auf einen Kampf gegen Weltmeister Klitschko gedrängt hatte. Seinen letzten Kampf hat der ältere der Klitschko-Brüder vor 15 Monaten bestritten.
Rückkehr derzeit kein Thema
"Das Angebot des WBC gibt mir die theoretische Möglichkeit, in den Ring zurückzukehren, was ich mir nach aktuellem Stand jedoch überhaupt nicht vorstellen kann. Meine Konzentration gilt der Politik in der Ukraine. Ich spüre, dass die Menschen mich dort brauchen", sagte der ukrainische Oppositionsführer. "Ich danke dem WBC und seinem Präsidenten Don Jose Sulaiman für die Unterstützung bei unserem Kampf für Demokratie und Freiheit in meinem Heimatland Ukraine." Sulaiman schätzt Klitschko außerordentlich und hat stets seine Sympathie für dessen politisches Engagement bekundet.
Der promovierte Sportwissenschaftler Klitschko ist seit 2004 Weltmeister. Wegen einer schweren Verletzung konnte er 2005 nicht zur Titelverteidigung antreten und war bereits damals zum Champion Emeritus ernannt worden. Später beendete er seine Karriere und gab 2008 sein Comeback. Gleich im ersten Kampf gegen den Nigerianer Samuel Peter holte er sich den WM-Titel zurück. Von 47 Kämpfen hat Vitali Klitschko 45 gewonnen, davon 41 durch K.o.
"Für weitere sportliche Erfolge wird mein Bruder Wladimir sorgen", sagte Klitschko. Sein knapp fünf Jahre jüngerer Bruder ist Weltmeister der anderen drei großen Boxverbände (WBO, IBF, WBA). Wahrscheinlich ist, dass Wladimir Klitschko den neuen WBC-Titelträger zum Titelvereinigungskampf herausfordern wird, um möglichst alle bedeutsamen Gürtel im Schwergewicht zu besitzen. (dpa)