Dortmund. . Beim Bundesligaspiel von Borussia Dortmund in Hoffenheim hat ein junger Mann erneut das Vertrauen von Trainer Jürgen Klopp: Marian Sarr. Der 18-Jährige kam mit lautem Getöse aus Leverkusen: Dort hatte er einen langfristigen Vertrag, aus dem der BVB ihn herauskaufte.

Blumen zum Empfang würde Jürgen Klopp vermutlich etwas übertrieben finden, aber trotzdem hübsch. Ein bisschen Dankbarkeit am liebsten in Form von eingeschränkter Gegenwehr wäre dem Trainer von Borussia Dortmund zu diesem Zeitpunkt der Saison ebenfalls nicht unwillkommen. „Schließlich haben wir großen Anteil daran, dass Hoffenheim die Liga gehalten hat“, erinnert Klopp mit einem süffisanten Lächeln an den letzten Spieltag der vergangenen Saison, als seine Spieler gnädigst beste Chancen ausließen und damit den Klassenerhalt von 1899 Hoffenheim möglich machten. Klopp hängt diesen Erinnerungen nach, während die Vorstellung von Empfangsblumen nach und nach verblasst. Dann stellt er nüchtern fest: „Nächster Halt: Hoffenheim."

Viele, viele Orte hat der schwarz-gelbe Hochgeschwindigkeitszug in den vergangenen Wochen angesteuert. Viele, viele Kilometer hat er zurückgelegt. Überdeutlich sind die Folgen der Kraft zehrenden Tour durch Liga, Pokal und Europa zu sehen, besonders die hintere Achse ist schwer ramponiert: Marcel Schmelzer und Sven Bender sind auch am Samstag nicht einsatzfähig, Mats Hummels und Neven Subotic ohnehin nicht. Sokratis ist nach seinem nicht gerade übermäßig klugen Platzverweis gegen Leverkusen gesperrt. Und selbst Ex-Ruheständler Manuel Friedrich ist angeschlagen, er plagt sich mit einer Zehenentzündung herum und setzte mit dem Training aus.

Daher wird wohl wieder die Stunde eines jungen Mannes schlagen, der eine der bemerkenswertesten Geschichten dieser Dortmunder Woche schrieb: Marian Sarr. In der Champions-League-Partie am vergangenen Mittwoch in Marseille feierte er sein Debüt bei den Profis - und konnte sich hinterher vor Lob kaum retten. „Das war einfach großartig“, lobt Klopp, „ich kann kaum ermessen, was es für eine nervliche Anspannung sein könnte, in einem so bedeutenden Spiel sein Debüt zu geben.“ Doch Sarr lieferte eine tadellose Partie - gegen allerdings in der Offensive kaum stattfindende Franzosen.

18 Jahre alt, kein Führerschein

18 Jahre ist Sarr alt, einen Führerschein hat er noch nicht. Nebenbei macht der gebürtige Essener, der drei Jahre lang in der Schalker Jugend verbrachte, eine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann. In der vergangenen Winterpause war er von Leverkusen zum BVB gewechselt. Ein Transfer, der alles andere als geräuschlos ablief, weil der Deutsch-Senegalese einen langfristigen Vertrag bei Bayer besaß und Dortmund für den damals 17-jährigen Jugendspieler mehr als eine Million Euro Ablöse aufwendete. Ein unüblicher Vorgang. Von Talentklau war am Rhein die Rede.

Wütende Leverkusener

Die Wut rührt daher, dass Sarr eine vielversprechende Zukunft prophezeit wird. Der BVB nahm so viel Geld in die Hand, „weil wir in zwei, drei Jahren eine hochwertige Lösung auf der Innenverteidiger-Position benötigen“, wie Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erklärte. Der hoch veranlagte Sarr könnte die Lösung für die Zukunft sein. Nach einigen Verletzungen, die ihn Spielpraxis und Sicherheit kosteten, gilt er vor dem Spiel in Hoffenheim (Samstag, 15.30 Uhr, live in unserem Ticker) plötzlich als die beste aller Lösungen. Auch, wenn dies ein ganz anderes Spiel werden wird als in Marseille.

„Hoffenheim hat großen Spaß am eigenen Offensivspiel“, sagt Jürgen Klopp. Er wäre daher froh, wenn es am Ende zumindest für Marian Sarr Blumen gäbe. Blumen verbaler Art.