Gelsenkirchen. .
Vielleicht war der gestrige Mittwoch einer der schönsten Tage in der Amtszeit von Schalkes Trainer Jens Keller. Denn mit einem 2:0-Sieg gegen den FC Basel zog Schalke ins Achtelfinale der Champions League ein, zeigte dabei eine vollauf überzeugende Leistung und hatte auch einmal das Glück, das Keller bisher so selten hatte. Denn beim zweiten Tor durch Joel Matip übersah Schiedsrichter Tagliavento (Italien) eine Abseitsstellung von gleich vier Schalkern – eigentlich unfassbar. Das 1:0 hatte Julian Draxler erzielt, der auch schon beim Hinspiel das entscheidende Tor geschossen hatte. Schalke durfte ein bisschen aufatmen, ein kleines bisschen.
Höwedes verletzt vom Platz
Bei Kevin-Prince Boateng war anschließend zu spüren, wie gut dieser Erfolg getan hatte. Er erklärte: „Ich muss der Mannschaft ein Riesenkompliment machen, es war so viel Druck drauf auf den Spielen, auf den Spielern.“
Die Spannung war von Anfang an bis in den letzten Winkel der Arena zu spüren. Unten auf dem Rasen ging die Post ab. Basel hatte eine gefällige Spielanlage, aber Schalke die dicken Chancen. Und eigentlich hätten die Königsblauen, die zum ersten Mal in dieser Champions-League-Saison auch Blau trugen und nicht Grün, zur Pause führen müssen.
Schalke nimmt das Geschenk an
Nach einer halben Stunde stockte den Schalker Fans aber der Atem.. Benedikt Höwedes verschätzte sich im Laufduell mit Marco Streller, riss den früheren Stuttgarter um und hatte Glück, dass er nicht letzter Mann war – er bekam nur Gelb. Obendrein verletzte sich Höwedes in dieser Szene am rechten Oberschenkel und musste gegen Adam Szalai ausgewechselt werden; Joel Matip rückte in die Abwehr, Kevin-Prince Boateng aus dem Angriff zurück ins Mittelfeld.
Und eine Minute später machte sich die Einwechslung von Szalai bezahlt: Basels Innenverteidiger Ivan Ivanov riss Szalai mit einem Klammergriff um, Schiedsrichter Tagliavento aus Italien sah darin eine Notbremse und zeigte Ivanov die Rote Karte. In der 43. Minute wurde das Duell Farfan/Sommer dann auf die Spitze getrieben, doch Sommer kratzte den Ball im Liegen noch von der Linie. Das war nichts für schwache Nerven, denn Schalke brauchte unbedingt ein Tor.
Und das fiel dann in der 50. Minute: Nach einer Flanke von, natürlich, Farfan, blieb Julian Draxler vor dem Tor ganz cool und zirkelte den Ball seelenruhig ins lange Eck – das 1:0 für Schalke, es kam einer Erlösung gleich.
Doch so verdient diese Führung war, so ungerecht war aus Baseler Sicht das 2:0 für Schalke durch Joel Matip nur sechs Minuten später. Basel baute bei einem Freistoß von Farfan eine Abseitsfalle auf – nur Schiedsrichter Tagliavento und sein Assistent Nicoletti hatten das nicht mitbekommen und ließen weiterspielen. Matip bekam den Ball, und weil ihn keiner störte, schob er ihn einfach zum 2:0 ins Tor. Dabei hatten vier Schalker (!) im Abseits gestanden. Sicherheitshalber wurde das Tor nicht mehr auf dem Videowürfel gezeigt. . .
Schalke nahm das Geschenk dankbar an und genoss einfach mal das Glück des Augenblicks. Selbst die Trainer-Frage wurde erst einmal ausgeblendet. Vor dem Spiel hatte Jens Keller noch voller Galgenhumor über seine Amtszeit gesprochen und gesagt: „Wer hätte gedacht, dass es 360 Tage werden? Außer mir wohl niemand.“ Jetzt werden es sicher noch ein paar Tage mehr. . .