München. Friedhelm Funkel tritt am Sonntag als Trainer von 1860 München bei seinem Ex-Klub in Bochum an. Vor dem Spiel spricht der gebürtige Rheinländer über Kontakte nach Jordanien, seinen Bundesligarekord und den persönlichen Zweijahres-Plan.
Friedhelm Funkel nimmt drei Treppenstufen in einem Satz. Wer ihn durch Geschäftsstelle an der Grünwalder Straße flitzen sieht, mag kaum glauben, dass der Fußballtrainer in zwei Wochen 60 Jahre alt wird. Der neue Job hält ihn fit. Seinen Arbeitgeber trägt Funkel auf den Badeschlappen. Auf denen prangt ein Löwe, das Wappentier des TSV 1860 München.
Funkel übernahm Anfang September den Zweitligisten. Nach einem holprigen Start holte 1860 zuletzt zwei Siege in Folge und steht auf Platz acht. Vor dem Spiel bei seinem Ex-Klub VfL Bochum (Sonntag, 13.30 Uhr, live bei uns im Ticker) sprach der gebürtige Rheinländer über Kontakte nach Jordanien, seinen Bundesligarekord und den persönlichen Zweijahres-Plan.
Herr Funkel, was vermissen Sie als Rheinländer in München?
Friedhelm Funkel: Bislang noch gar nichts. Ich genieße es immer, eine Stadt mit ihrer Umgebung, ihren Menschen und ihren Lokalen kennenzulernen. Vielleicht vermisse ich im Februar den rheinischen Karneval. Aber hier gibt es ja auch Fasching. Mal schauen, ob er mithalten kann.
In München werden in erster Linie die Bayern gefeiert. Die Mannschaft macht die Arena regelmäßig voll, bei den Löwen waren zuletzt nur 15500 Zuschauer. Schmerzt dieser Unterschied nicht?
Funkel: Nein, wir sehen die Bayern nicht als Maßstab. Sie gehören zu den besten drei Mannschaften der Welt. Natürlich wünschen wir uns mehr Zuschauer. Das Potenzial ist schließlich vorhanden. Aber wenn wir unseren kleinen Aufwärtstrend fortsetzen, wird auch die Zuschauerzahl wieder steigen.
Bei den Löwen ist 2011 ein jordanischer Investor eingestiegen. Wie kann man sich die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Hasan Ismaik vorstellen?
Funkel: Über unser Präsidium stehen wir im ständigen Kontakt. Es ist natürlich nicht so, dass man Hasan Ismaik jetzt anrufen kann und er erfüllt einem alle Wünsche. Aber er hat dem Verein in vielen schwierigen Situationen sehr geholfen. Und das tut uns sehr gut.
1860 ist bereits Ihre neunte Trainer-Station. An 1146 Ligaspielen waren Sie als Spieler und Coach im Profibereich beteiligt. Das ist in Deutschland unerreicht...
Funkel: ...wenn ich diese Zahl so höre, denk ich mir: Das ist eigentlich unglaublich. Ich kann mich mittlerweile 40 Jahre an diesem Fußballgeschäft erfreuen. Auch wenn es zu einem echten Haifischbecken geworden ist, genieße ich die Arbeit weiterhin
Rückblickend: Was ist das bedeutendste Spiel Ihrer Karriere?
Funkel: Ich würde jetzt keins über alle andere stellen. Aber ich hatte das Glück, viele tolle Momente zu erleben. Mit Kaiserslautern gab's mal ein 5:0 über Real Madrid, dann dieses legendäre 7:4 mit Uerdingen über Dynamo Dresden. Überhaupt Uerdingen: Mit dem Verein haben wir die Bayern im Pokalfinale geschlagen, dort habe ich meinen ersten Aufstieg als Trainer gefeiert. Das waren schon Erlebnisse.
"Bochum ist ein toller Verein"
Am Sonntag geht's zu einem Ihrer Ex-Klubs. Was ist aus der Zeit beim VfL Bochum hängen geblieben?
Funkel: Das ist ein toller Verein. Aber das ist jetzt zweitrangig. Ich beschäftige mich eher damit, dass Bochum im Aufwind ist. Die Mannschaft hat zuletzt in vier Spielen kein Gegentor kassiert. Und wir wollen bis zur Winterpause noch so viele Punkte wie möglich holen.
Welches Ziel haben Sie?
Funkel: Erst mal, den Abstand nach unten vergrößern. Wie eng es in der Liga zugeht, das hat man am Montag bei unserem Spiel gegen Fürth gesehen. Kaiserslautern ist da die Ausnahme.
Die Löwen stellen den harmlosesten Angriff der Liga. Dafür sehen viele in Gabor Kiraly den besten Torwart.
Funkel: Ich sehe ihn auch vorne. Gabor wird in der Öffentlichkeit oft nur auf seine Schlabberhose reduziert. Aber was er Woche für Woche mit seinen 37 Jahren abruft, ist einfach sensationell. Mit seiner Einstellung wird er auch noch mit 40 Jahren im Tor stehen.
Dann unter Trainer Friedhelm Funkel in der Bundesliga?
Funkel: Schön wär's. Ich habe immer gesagt, dass ich noch mal aufsteigen will. Nur habe ich keine 20 Jahre Zeit mehr. In den nächsten zwei Jahren möchte ich das am liebsten mit den Löwen erreichen.