Dortmund. .

Nach den Ausschreitungen beim Revierderby zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund entzieht der BVB den Fan-Gruppierungen „Desperados“, „Jubos“ und „The Unity“ die so genannten Auswärtsdauerkarten für Spiele der Bundesliga und im DFB-Pokal. Beim Spiel am 26. Oktober hatten Dortmunder im Gäste-Fanblock der Gelsenkirchener Arena Feuerwerkskörper gezündet.

Die Aufklärung der Vorkommnisse rund um das Derby dauert indes an. Sämtliche Anhänger, denen Straftaten zugeordnet werden können, sollen mit einem Stadionverbot belegt werden. Borussia Dortmund rechnet gegenwärtig damit, dass 20 bis 30 Personen von dieser Maßnahme betroffen sein können.

„Ohne Ultras auswärts anzutreten, ist eine markante Maßnahme, die es meines Wissens nach so noch nicht gegeben hat“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Er gestand, dass ihm die Festlegung der Maßnahmen nicht leicht fiel. „Diese waren selbstverständlich alternativlos“, stellte er klar.

Mitglieder der drei Ultra-Gruppierungen besuchen jedes Spiel der Borussia. Um diese besondere Treue zum Verein zu belohnen, hat der BVB ein begrenztes Kontingent an Auswärtsdauerkarten geschaffen. Bei jedem Bundesliga-Spiel stehen dem Gast-Verein zehn Prozent des Ticket-Kontingents zu, die er seinen Fans anbieten kann. Aus diesem Karten-Pool versorgt der BVB die so genannten „Allesfahrer“, die im Besitz einer Auswärtsdauerkarte sind. Sie müssen sich nicht um eine Eintrittskarte bemühen und bekommen so bei jedem Auswärtsspiel ihr Ticket.

Angehörige der von dem Auswärtsdauerkarten-Entzug betroffenen Gruppen können weiterhin versuchen, über die üblichen Wege – Ticket-Hotline und regulärer Vorverkauf – Karten zu bekommen. Ob die Ultras tatsächlich diesen Weg gehen werden, ist unklar. Die Gruppen leben von ihrer Solidarität untereinander. Dass eine Gruppe sich geschlossen über das reguläre Ticket-Kontingent eindecken kann, ist angesichts der Nachfrage höchst unwahrscheinlich.

In einer ersten Reaktion hatte Hans-Joachim Watzke vor dem Spiel der Borussia gegen den VfB Stuttgart eine lange geplante Choreographie der Ultras verboten. Unmittelbar vor dem Spiel kam es vergangene Woche zu einem Vorfall vor dem Vereinsheim der Ultra-Gruppe „Desperados“, als ein Bengalo gezündet wurde. Die Polizei wollte daraufhin die Personalien aller Anwesenden aufnehmen, die Ultras entzogen sich der Maßnahme, indem sie im Haus blieben und nicht ins Stadion gingen.

Dortmunds Polizeipräsident Norbert Wesseler lobte in einer ersten Stellungnahme die Maßnahme des BVB: „Das schnelle und vor allem konsequente Umsetzen der Maßnahme des BVB werte ich als einen richtungweisenden Schritt, Straftäter vom Fußball fern zu halten und ein wichtiges Signal an diese Ultragruppierungen“, so der Polizeipräsident. Die strikte Durchsetzung des Auswärts-Dauerkartenentzuges setze unbedingt eine enge Zusammenarbeit der Vereine und der Polizei voraus.

Darüber hinaus arbeite die Polizei mit der Staatsanwaltschaft an der Ermittlung der Fans, die beim Derby Bengalos gezündet und mit Pyrotechnik auf Zuschauer geschossen hatten.

Geteilte Meinung in den Foren

Die Fans der Borussia diskutieren über die Auswirkungen der Strafe. Im Fan-Forum schwatzgelb.de fürchten einige nun um die Stimmung bei Auswärtsspielen. Andere sehen in dem Entzug der Auswärtsdauerkarten lediglich ein Signal an die Medien. Die Ultras würden dennoch weiterhin bei Auswärtsspielen anzutreffen sein.

Szene-Kenner hoffen, dass die Maßnahme ein rechtzeitiger Schuss vor den Bug derjenigen in den Ultra-Gruppen war, die keinen gemäßigten Kurs fahren wollen. Die größte Gruppierung „The Unity“ stehe an einem Scheideweg. Durch die Möglichkeit, durch gutes Verhalten das Privileg der Auswärtsdauerkarte wiederzuerlangen, müssten nun die gemäßigten Kräfte gestärkt werden.