Essen. Der Triathlet Andreas Niedrig aus Recklinghausen hat nicht locker gelassen, bis sein Film „Traumwärts“ auf der Großleinwand zu sehen ist. Es geht um das Fahrrad-Rennen „Race across America“ und um Menschen und ihre Lebensgeschichten. Film-Premiere: Mittwoch um 18.30 im UCI-Kino Bochum.

Andreas Niedrig hat pausenlos zu tun. Mal sitzt er im Zug nach Münster zu einem Vortrag über Motivation, dann muss er trainieren, dann ist der Akku von seinem Handy leer, dann steht er auf Texel am Strand, hat Urlaub und endlich Zeit für ein Gespräch. Über eine Premiere, denn der 46-jährige Triathlet aus Recklinghausen bringt Mittwoch seinen Film „Traumwärts“ im Bochumer UCI-Kino erstmals auf die Großleinwand.

Sie waren früher schon mal mit einem Film im Kino...

Andreas Niedrig: Stimmt, allerdings nicht ich, sondern die Verfilmung meines Lebens. „Lauf um dein Leben“ mit Uwe Ochsenknecht. Es ging um meine eigene Geschichte, die vom Junkie zum Ironman beim Triathlon führte.

Diesmal ist es ein anderer Film?

Niedrig: Ein ganz anderer. Es geht um das „Race across America“, aber es geht auch um Menschen.

Das „Race across America“ ist dieses verrückte Rennen mit dem Fahrrad quer durch die USA. Zwei Wochen lang nonstop im Sattel?

Niedrig: Nicht ganz nonstop, aber ungefähr so. Das Rennen ist Extrem-Sport, aber es sollte von Anfang an nur Mittel zum Zweck sein. Ich wollte dieses Rennen bestreiten, und mein Team sollte mich in der Vorbereitung und während der Renntage filmen. Aber wichtiger waren uns von Anfang an die Begegnungen mit den Menschen rund um das Projekt. Alle sollten zu Wort kommen und dabei über ihr Leben erzählen. Doch dann kam am Ende alles ganz anders.

Ganz anders?

Niedrig: Nun ja, in dem Rennen geht es auch darum, sich möglichst lange wachzuhalten. Je länger man wach ist, desto länger kann man auf dem Rad fahren. Daher wollte ich den Jetlag durch die Zeitverschiebung nutzen und erst am Tag vor dem Rennen in die USA fliegen. Vor dem Abflug bin ich noch einmal mit meinem Hund spazieren gegangen, da ist es dann passiert.

Was ist passiert?

Niedrig: Der Hund ist beim Spielen gegen mein Knie gerannt, und ich bin unglücklich hingefallen.

Was haben Sie denn für einen Hund?

Niedrig: Einen Rhodesian Ridgeback, der wiegt ungefähr 50 Kilo.

Eine schlimme Verletzung?

Niedrig: Ich lag auf dem Rücken, sah in den Himmel und dachte: Ach, ist bestimmt gar nicht so viel passiert. Ich hatte mich doch bestens vorbereitet. Ich war sogar in Köln im Schlaflabor und habe dort Tests machen lassen. Es war dann aber doch viel passiert. Die Patellasehne im Knie war gerissen, kurz darauf lag ich im Krankenwagen, und wusste: Das Rennen kann ich vergessen.

Den Film auch?

Andreas Niedrig beim Westfalen-Triathlon 2012.
Andreas Niedrig beim Westfalen-Triathlon 2012. © Bodo Goeke

Niedrig: Dachte ich kurz, aber ich bin Sportler, also gebe ich nicht auf. Noch im Krankenwagen wurde die neue Idee geboren. Die Strecke von Erkenschwick nach Datteln mit dem Krankenwagen geht ziemlich schnell, aber am Ende war klar: Mein Begleit-Team fährt das Rennen an meiner Stelle. Acht Leute haben sich die Strecke geteilt.

Sie meinen das Film-Team?

Niedrig: Ja, alle haben mitgemacht. In den USA dachten alle anderen Teilnehmer: Die haben eine Vollmeise. Es waren ja nicht nur Sportler dabei, einer wog sogar 120 Kilo. Aber die Jungs haben in den USA schnell die passenden Räder für sich gekauft und haben es durchgezogen. Ich lag im Krankenhaus und wurde so zur Geschichte im eigenen Film.

Wie muss man sich das vorstellen?

Niedrig: Wie gesagt, es geht in dem Film mehr um die Menschen und ihre Motivation im Leben als um das Rennen. Ich nehme mal den Arzt, der mich operiert hat. Ein gestandener Mann, doch wenn er über seine Leidenschaft erzählte, wurde er zum Kind.

Welche Leidenschaft ist das?

Niedrig: Er hat einen Pilotenschein und fliegt Doppeldecker. Daraus zieht er seine Kraft, das haben wir zum Beispiel in den Film eingearbeitet.

Und die Filmverleiher haben Sie damit leicht überzeugen können?

Niedrig: Die haben wir gar nicht überzeugt. Uns wurden viele Steine in den Weg gelegt, und auf viele Anfragen haben wir nicht mal eine Antwort bekommen. Das ging leider alles gar nicht.

Und wie kommt der Film jetzt auf einmal doch ins Kino?

Niedrig: Wir haben nicht aufgegeben, und bei der Kino-Kette UCI gibt es ein Projekt, das Filme wie unseren dem Publikum zugänglich macht. Wir werden mit „Traumwärts“ kein Geld verdienen, aber darum geht es uns auch nicht. Hey, wir haben unseren Film nach zwei Jahren am Ende ins Kino gekriegt, das zählt.