Pilsen. . Bayern-Chef Uli Hoeneß äußerte sich vor dem Mannschaftshotel des FC Bayern in Tschechien vor trister Kulisse zum Prozess wegen Steuerhinterziehung: Er will das Gericht mit Argumenten überzeugen. Trotz kritischer Stimmen aus dem Aufsichtsrat steht der Verein hinter ihm.

Das triste Ambiente in Pilsen besaß Symbolcharakter. Der FC Bayern hat sich ein Hotel am Rande einer Plattenbausiedlung für seine Dienstreise ausgesucht. Als Uli Hoeneß dort am Montagnachmittag mit der Mannschaft eintraf, war das Spiel seines Vereins am Dienstag in der Champions League beim tschechischen Meister FC Viktoria (ab 20.45 Uhr live in unserem Ticker) längst zur Nebensache geraten. Es ging nur um Hoeneß – und um die Frage, ob er sogar im Gefängnis landet.

Am Vormittag hatte die Pressestelle des Oberlandesgerichts München mitgeteilt, dass die Anklage der Staatsanwaltschaft gegen den 61-Jährigen wegen Steuerhinterziehung zur Hauptverhandlung zugelassen ist. Der Prozess soll am 10. März 2014 beginnen, angesetzt sind vier Verhandlungstage.

Hoeneß äußerte sich in Pilsen und wählte seine Worte mit Bedacht. „Ich bin überrascht, dass die Selbstanzeige nicht als wirksam erachtet wird“, sagte der Präsident des Vereins und der Aufsichtsratsvorsitzende der FC Bayern AG. Man werde sich auf den Prozess vorbereiten und versuchen, „das Gericht mit unseren Argumenten zu überzeugen“.

Hoeneß' Chancen für Bewährungsstrafe stehen noch immer gut

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Wirklich überraschend kam die Nachricht allerdings nicht, dass die Anklage aus dem Juli nun zur Hauptverhandlung zugelassen worden war. Von Justizkreisen Eingeweihte hatten die von Hoeneß mit Hilfe seines Steuerberaters im Januar hastig erstellte Selbstanzeige als „Torso“ bezeichnet. Die Chancen von Hoeneß, mit einer Bewährungsstrafe davonzukommen, stünden aber trotz der bisher stets genannten Steuerschuld in Höhe von 3,2 Millionen Euro gut.

Und genau darum wird es für Hoeneß nun wohl gehen: Eine Bewährungs- und keine Gefängnisstrafe zu bekommen, die im schlechtesten Fall zehn Jahre betragen könnte. Straffrei aus der Sache zu gehen, ist mit der Anklage-Zulassung unwahrscheinlicher geworden.

Hoeneß Amt beim FC Bayern laut Verein nicht gefährdet

Dadurch wird die Frage drängender, wie es im Verein mit Hoeneß weitergeht. Auch deshalb, weil es aus dem Aufsichtsrat immer wieder Andeutungen für eine neue Linie im Fall der Fälle gegeben hatte. „Wenn er angeklagt wird oder so was, gibt es zwar immer noch die Unschuldsvermutung, aber da wird man neu nachdenken“, hatte Focus-Herausgeber Helmut Markwort gesagt. Das Magazin des Aufsichtsratsmitglieds hatte die Affäre an die Öffentlichkeit gebracht.

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VW-Chef Martin Winterkorn, im achtköpfigen Gremium einer von fünf Vertretern großer Konzerne, in denen man peinlich genau auf ein sauberes Image bedacht ist, hatte sich ähnlich geäußert. „Sollte es neue Erkenntnisse geben, werden wir das erneut besprechen“, ließ Winterkorn wissen.

Verein und Aufsichtsrat hatten sich auf die Entwicklung vorbereitet. Minuten nachdem bekannt geworden war, dass das Hauptverfahren zugelassen worden ist, verschickte die Pressestelle des FC Bayern eine umfangreiche Mitteilung. „Der Aufsichtsrat der FC Bayern München AG ist einvernehmlich der Meinung, dass Uli Hoeneß das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden (...) trotz der nun erfolgten Eröffnung des Hauptverfahrens weiter ausüben soll“, hieß es.

Unterstützung des FC Bayern sei große Hilfe für Hoeneß gewesen

Auch die Vorstellung, die Aufsichtsratsmitglieder aus den Großkonzernen müssten von der FC Bayern AG eine Null-Toleranz-Politik fordern, sei „fehlerhaft“. Eine solche Verpflichtung gebe es selbst in börsennotierten Aktiengesellschaften nicht.

Hoeneß’ Aussage in Pilsen, er sei nicht überrascht, weiterhin vom Aufsichtsrat gestützt zu werden, ließ sich also nachvollziehen. „Von Anfang an“ sei das ja so gewesen, sagte er, das habe ihm und seiner Frau „in den letzten schweren Monaten extrem geholfen“. In den kommenden Monaten wird Hoeneß vor allem rechtlichen Beistand gut gebrauchen können.