Hamburg. .
Und dann sagte Max Kruse noch: „So einen Tag muss man schnell abhaken.“ Dabei sprach der Angreifer von Borussia Mönchengladbach natürlich nicht über sich. Er selbst wird sich gerne zurück erinnern an diesen 2. November 2013, denn er hatte beide Tore geschossen beim 2:0-Erfolg gegen den Hamburger SV und damit einen erheblichen Beitrag zum ersten Auswärtssieg seines Teams in dieser Saison geleistet.
Kruses Rat richtete sich vielmehr an Hamburgs Abwehrspieler Lasse Sobiech, der mit seinen Fehlern an beiden Toren und damit auch an der ersten HSV-Niederlage seit anderthalb Monaten maßgeblich beteiligt gewesen war. Vor Kruses 1:0 misslang Sobiech ein Rückpass auf Torhüter René Adler, vor dem 2:0 ließ sich der Hamburger Abwehrmann an der eigenen Eckfahne von Raffael den Ball abjagen. Kruse vollendete in der Mitte.
Die Treffer besitzen in doppelter Hinsicht einen besonderen Wert für den Angreifer. Erstens ist es schon kurios, dass es gerade Sobiech war, der Kruses Tore ermöglichte. Die beiden haben noch vor anderthalb Jahren zusammen beim FC St. Pauli gespielt und sind befreundet. Zweitens war die Partie im Volkspark ein Heimspiel für Kruse. Er ist im Hamburger Vorort Reinbek zur Welt gekommen, stand früher im Fanblock des HSV und schlief angeblich in Vereinsbettwäsche. Doch seine fußballerische Sozialisierung erlebte er bei Werder Bremen und später beim FC St. Pauli. Ein Wechsel zum HSV scheiterte mehrmals, was nach übereinstimmenden Berichten nicht an Kruse lag, sondern am mangelnden Interesse des Vereins.
Der Angreifer ist gerne zu Gast im Volkspark. Dreimal ist Kruse beim HSV angetreten, dreimal gewann er: 2011 mit St. Pauli, in der Vorsaison mit Freiburg und jetzt mit Borussia Mönchengladbach. „Die Serie lässt sich natürlich noch ausbauen“, sagte Kruse. Dank seiner Treffer festigen die Gladbacher ihren Status als bestes Team im Verfolgerfeld hinter Bayern, Dortmund und Leverkusen. Die zahlreich mit nach Hamburg gereisten Fans sangen nach dem Sieg sogar schon vom Europapokal.
Dabei zeigte das Team von Trainer Lucien Favre keine übermäßig gute Leistung. Die Partie hätte genau so gut unentschieden enden können – beziehungsweise müssen, wenn man den Worten von Bert van Marwijk glaubt: „Wir müssen mindestens einen Punkt holen“, sagte der Hamburger Trainer. Seine Mannschaft schoss mehr als doppelt so oft aufs Tor wie die Gäste aus Mönchengladbach und hatte gute Zweikampfwerte. Doch die Gladbacher waren geschickter, und sie hatten Glück, dass Sobiech zweimal patzte.
Die beiden Treffer gegen den HSV waren Kruses Saisontore Nummer sechs und sieben. Sein Transfer hat sich bisher in vollem Umfang bezahlt gemacht für die Mönchengladbacher. Zusammen mit dem von Dynamo Kiew verpflichteten Ex-Schalker Raffael bildet Kruse ein hartnäckiges und abschlussstarkes Sturmpaar. Nur für den Holländer Luuk de Jong, in der vergangenen Saison für zwölf Millionen als teuerster Einkauf der Vereinsgeschichte aus Enschede gekommen, ist kein Platz mehr in der ersten Elf. In Hamburg wurde er nur eingewechselt – zwei Minuten vor Schluss.