Mönchengladbach. .
Fans und Spieler im Borussia-Park schwelgten in den schönsten Europacup-Träumen, da fühlte sich Lucien Favre bemüßigt, mit Vehemenz die aufkeimende Euphorie zu stören. „Auch wenn jetzt alle sagen, wir haben eine gute Mannschaft und spielen toll, sollten wir doch einfach mal auf dem Boden bleiben“, beschied der Trainer von Borussia Mönchengladbach trotz des überzeugenden 4:1 (2:1) gegen Eintracht Frankfurt und wirkte dabei eher, als hätten seine Mannen eine vernichtende Niederlage im Abstiegskampf erlitten.
Dabei hätte Favre angesichts der souveränen Darbietung seiner Elf über beide Ohren strahlen dürfen: Den Gegner hatte sie beherrscht, mit dem fünften Sieg im fünften Spiel vor eigenem Publikum die Heimstärke untermauert, Platz vier erobert. Doch auch dies tat der Schweizer Übungsleiter grantelnd und achselzuckend in der ihm eigenen Diktion als nebensächlich ab: „Da gibt es doch viele Mannschaften, die in dieser Region spielen. Selbst der Tabellen-13. oder 14. hat sieben, acht A-Nationalspieler.“
Qualität in den eigenen Reihen hatte Favre vor 53 418 Zuschauer zweifelsfrei sehen dürfen. Sowohl offensiv bei den Treffern durch Juan Arango (11.), Oscar Wendt (18.), Patrick Herrmann (60.) und Raffael (66.), aber auch in der Defensive, die nur den zwischenzeitlichen Ausgleich durch Stefan Aigner (15.) zuließ. „Spielerisch haben wir das schon ganz gut gemacht. Wir hatten viel Ballbesitz und viel Sicherheit in der Mannschaft“, ließ sich Favre dann doch entlocken, nur um hinterherzuschieben: „Es gab aber auch ein paar schwache Szenen, in denen wir die Konzentration hätten halten müssen.“
Von Beginn an spielten beide Mannschaften forsch nach vorn. Nach einem Foul von Sebastian Rode an Nationalspieler Max Kruse zirkelte Arango den Ball aus rund 20 Metern unter Mithilfe der Abwehrmauer zur Führung ins Netz. Torhüter Kevin Trapp war ohne Chance. Doch die Hessen schlugen schnell zurück. Einen Fehlpass von Schlussmann Marc-Andre ter Stegen und die Unordnung in der Gladbacher Abwehr nutzte Aigner zum Ausgleich. Doch die Gladbacher, die zwar alle Heimspiele dieser Saison gewannen, dabei mehr Tore schossen als alle anderen Teams der Liga, auswärts aber erst einen Punkt einfuhren, steckten den Rückschlag schnell weg. Vorne wirbelten Raffael, Herrmann, Arango und Kruse die Frankfurter immer wieder durcheinander. Herrmann gelang nach Pass von Kruse das 3:1. Für die Entscheidung sorgte Raffael auf Vorarbeit von Herrmann.
„Das war schon unglaublich, wie der Ball teilweise in unseren Reihen gelaufen ist“, mochte sich Verteidiger Tony Jantschke ebenso wenig der nüchternen Sichtweise seines Trainers anschließen wie Patrick Herrmann: „Das war ein super Spiel von uns. Für mich war es nach den vergangenen Spielen, bei denen nicht immer alles geklappt hat, wichtig, einen Treffer gemacht und einen vorbereitet zu haben. Zuhause läuft es momentan besser. Wir müssen es hinbekommen, dass wir auch auswärts so auftreten.“ Es wartet also zum Glück noch genug Arbeit auf Lucien Favre.