München. .

Ein Küsschen für ihren Lebensgefährten, dann startet Deutschlands erfolgreichste Winter-Olympionikin im Saal 134 des Münchner Justizpalastes ihren Frontalangriff auf die Sportgerichtsbarkeit. Drei Stunden beschäftigte sich am Mittwoch die 37. Zivilkammer des Landgerichts München I mit dem juristisch komplizierten, aber möglicherweise hochbrisanten Fall von Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein – und vertagte sich schließlich auf den 29. Januar 2014. Erst dann - eine Woche vor dem großen sportlichen Ziel Pechsteins bei den Winterspielen im russischen Sotschi - will die Kammer über den möglichen Fortgang des Prozesses entscheiden.

Dennoch verließ die 41 Jahre alte Athletin nach dem Auftakt im Schadenersatzprozess zufrieden die für sie ungewohnte Bühne. „Ich fühle erstmals, dass man sich mit meinem Fall beschäftigt. Das gibt mir ein gutes Gefühl“, sagte Pechstein, in dezentem Schwarz gekleidet. Ob sich das Münchner Gericht überhaupt zuständig für die Klage Pechsteins, gegen den Weltverband ISU und die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft DESG fühlt, blieb offen. Ebenso die Frage, ob Pechsteins Klage auf 3,5 Millionen Euro Schadenersatz und auf ein „angemessenes“ Schmerzensgeld begründet ist. „Juristische Feinheiten“ würden in dem Fall eine erhebliche Rolle spielen, unterstrich die Vorsitzende Richterin Petra Wittmann.

Pechstein kam nach 70 Minuten erstmals zu Wort. „Ich habe nie gedopt“, erklärte die 41-Jährige – und legte nach: „Ich möchte, dass die Gerechtigkeit siegt.“ Ihr Anwalt Summerer, der vor 17 Jahren Sprinterin Katrin Krabbe zu 1,3 Millionen Mark Entschädigung vom Leichtathletik-Weltverband IAAF verhalf, verwies vor Gericht noch einmal auf die Bedeutung des Falls: „Wir betreten juristisches Neuland.“

Deutschlands erfolgreichste Winter-Olympionikin klagt gegen die ISU und die DESG wegen der aus ihrer Sicht zu Unrecht verhängten Zweijahressperre wegen erhöhter Blutwerte. Richterin Wittmann deutete an, dass sie in der Klage gegen die DESG keine Erfolgsaussichten für die Pechstein-Seite sehe, und regte einen Vergleich an.