Essen. Real Madrid hat für an die 100 Millionen Euro einen Fußballer gekauft, der als Musterknabe gilt. Gareth Bale hat es im Team gerne harmonisch, privat gerne ruhig. Und genau deshalb könnte für den Waliser bei den Königlichen nicht nur größer und aufregender werden. Sondern auch härter.

Es wird jetzt wohl alles ein wenig anders werden im Leben von Gareth Bale. Größer, aufregender. Und so seltsam es klingen mag: auch härter.

Michael Owen könnte Bale da einiges erzählen. Owen war mal ein sehr guter Fußballer. Dann ging er nach Madrid. Owen sprang beim FC Liverpool als Tiger ab, aus Spanien kehrte er depressiv zurück – und sportlich auf die Größe eines Katers geschrumpft. Das große Real, das mit Millionen um sich wirft, wenn es einen Spieler will, ließ Owen fünf Monate lang alleine im Hotel sitzen. Ein Haus für die Familie war nicht eher zu finden.

Für Michael Owen zahlte Madrid vor neun Jahren zwölf Millionen Euro. Für Bale zahlt der Klub irgendetwas Größenwahnsinniges. Glatte 100 Millionen sagen die einen, die Summe würde Bale zum teuersten Spieler der Geschichte machen. 91 Millionen sagen die anderen. Wegen des Ronaldo-Faktors. Für Cristiano Ronaldo hat Madrid 97 Millionen hingelegt, und Ronaldo, sagt man, müsse der teuerste Transfer bleiben. Alles andere schlage zu sehr auf die Laune.

Fußballerisch liegen Ronaldo und Bale dicht beisammen

Auch fußballerisch liegen die beiden dicht beisammen. Wie Ronaldo ist Bale mit dem Ball schneller als die meisten Verteidiger ohne Ball. Wie Ronaldo hat er diesen Zug zum Tor, diese Wucht, diese exzellente Schusstechnik. Anders als Ronaldo ist Bale mit beiden Füßen fast gleichstark und kann im zentralen offensiven Mittelfeld spielen.

Da wir bei den Unterschieden sind: Ronaldo ist eine internationale Marke, Bale bislang nur der Star der Tottenham Hotspurs aus dem Londoner Norden. 24 Jahre ist er alt und Waliser, was für einen Fußballer nicht gut ist, weil Bale es deshalb mit der Nationalelf wohl nie zu einer WM schaffen wird. Privat gilt Bale als das Gegenteil von Englands Skandalnudel Wayne Rooney. Als er 2007 nach London kam, renovierten ihm die Eltern am Wochenende die Wohnung. Dort lebte Bale bis jetzt mit seiner Jugendliebe Emma und Töchterchen Alba Violet. Er gilt als netter Junge, als häuslich, und er trinkt nicht, was ihn unter den englischen Profis zum Exoten macht. Und im Team, sagt man, hat Bale es gern harmonisch.

Er wird sich umgewöhnen müssen: Kaum eine Kabine in Europa gilt als solches Haifischbecken wie die von Real Madrid.