Berlin. .

Thomas Bach gerät vor der wichtigsten Wahl seines Lebens immer mehr unter Druck. Der 59-Jährige, der am 10. September in Buenos Aires erster deutscher Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) werden will, wird verstärkt mit Kritik an seinen vielfältigen wirtschaftlichen Engagements und mit unbequemen Fragen zu seiner Vergangenheit konfrontiert. Bach reagiert kurz vor dem sportpolitischen Weltereignis dünnhäutig und versucht, die Berichterstattung mit Hilfe seines Anwalts zu verhindern.

Der Main-Post, die Bach Fragen im Zusammenhang mit der viel diskutierten Studie zu Doping in Westdeutschland stellte, schickte der Wirtschaftsanwalt aus Tauberbischofsheim statt inhaltlicher Antworten eine Stellungnahme seines Rechtsbeistands Christian Schertz. Der Berliner Medienanwalt drohte mit rechtlichen Schritten im Falle von „Verdachts-Berichterstattung“. Vergleichbare Schreiben gingen an die Berliner Zeitung und offenbar an mindestens ein weiteres Medium.

Bach versuchte, sich über seinen Pressesprecher Christian Klaue zu rechtfertigen. „Es gab Dutzende Gespräche und Interviews mit nationalen und internationalen Medien in den vergangenen Wochen, übrigens auch mit der Main-Post“, teilte Klaue mit, „aber wir bitten um Verständnis, dass Herr Bach nicht auf jede in absurde Fragen verpackte Unterstellung reagiert.“

Unter anderem fragte die Zeitung nach Kontakten des Fecht-Olympiasiegers von 1976 zum damaligen Tauberbischofsheimer Fecht-Guru Emil Beck und dessen DDR-Kontakten. Die Berliner Zeitung hatte Bach unter anderem gefragt, ob er jemals bei den umstrittenen Freiburger Ärzten Joseph Keul und Armin Klümper, zentrale Figuren der Doping-Studie, in Behandlung gewesen sei.

„Zu Ihren Fragen kann festgestellt werden, dass sich hier jegliche Verbindung zu unserem Mandanten in einem etwaigen Bericht verbietet“, schrieb Anwalt Schertz der Main-Post. Deren Rechtsvertreter Johannes Weberling sagte dazu: „Das offenbar hinter dem Vorgehen von Herrn Bach stehende Verständnis des Grundrechts der Pressefreiheit in einer freien Gesellschaft hat mich regelrecht erschreckt.“

Auch anderweitig muss Bach, der am Samstag in Richtung Buenos Aires aufbricht und deshalb nicht an der am Montag in Berlin stattfindenden Sondersitzung des Bundestags-Sportausschusses zur Dopingstudie teilnehmen wird, vor der Wahl mit Kritik leben. Die Tatsache, dass der IOC-Vize und DOSB-Boss zeitgleich Vorsitzender der Ghorfa ist, einer Gruppe, die für deutsche Unternehmen Kontakte in die arabische Welt knüpft, ruft mehr und mehr Unverständnis hervor.

Unterstützung erhielt Bach am Freitag vom Deutschen Fußball-Bund. Das DFB-Präsidium steht „ohne Wenn und Aber“ hinter seiner IOC-Kandidatur.