Essen. . Nachdem ihn ein Bericht der französischen Antidoping-Kommission überführt hatte, gab Erik Zabel jahrelangen, massiven Doping-Missbrauch zu. Die Folge: Er verlor seine Posten als Sportdirektor bei den Radrennen Cyclassic in Hamburg und des ProRace Berlin.
Im Jahr 2007 hatte Erik Zabel auf einem Podium im Scheinwerferlicht gesessen und eine Mini-Beichte abgelegt. Nur einmal im Leben habe er, der Radprofi, der sechsmal das Grüne Trikots des besten Sprinters bei der Tour de France gewonnen hat, das Dopingmittel Epo benutzt. Nach nur einer Woche im Jahr 1996 habe er aber alles abgesetzt. Dann weinte Zabel und beteuerte, er wolle wegen seines Sohnes Rick endlich reinen Tisch machen.
Alles nur eine große Lüge, medienwirksam inszeniert. Nun, erst nachdem ihn ein Bericht der französischen Antidoping-Kommission überführt hat, gab Zabel im Interview mit der Süddeutschen Zeitung jahrelangen, massiven Doping-Missbrauch zu (wir berichteten).
Noch auf dem Weg zum Interview nach München habe er Zweifel bekommen, so der mittlerweile 43-Jährige. Aber er habe sich entschlossen, endlich auszupacken. Er habe sich in den vergangenen Tagen vor Scham gar nicht mehr aus dem Haus getraut und wolle endlich wieder in den Spiegel schauen können.
Zabel berichtet von den Trainingstouren auf dem Rad mit seinem Sohn Rick, der 19 Jahre alt ist und seine ersten Schritte als Radprofi unternimmt. „Beim Thema Doping sind wir zwei längst klar“, so der Vater. „Und jetzt steht auch nichts anderes mehr zwischen uns.“
Laut Zabel herrscht in der Radsport-Szene das Gesetz des S
Dem früheren Sprinter des Telekom-Teams ist klar, dass ihn nach dem Geständnis nicht jeder mit offenen Armen empfangen wird. Der Mann aus Unna sagt: „Ich weiß, dass das jetzt meine letzte Chance ist. Die Möglichkeit zum Selbstbetrug hätte es doch jetzt wieder gegeben, indem ich sage, ich fechte den Pariser Bericht an. Ich will das nicht mehr.“
Laut Zabel herrschte in der Radsport-Szene das Gesetz des Schweigens. Auch sein Freundeskreis habe gelitten, weil er durch seinen Betrug nie offen sein konnte: „Der soziale Kontakt, der reißt auf einmal ab.“ In der Profi-Szene selbst regierte das Misstrauen: „Wenn man sich mal traf, zeigte man sich das Handy, dass keiner das Gespräch aufnahm.“
Zabel war sich bewusst, dass er durch das Interview Konsequenzen zu befürchten hat. „Ich weiß, dass es unangenehme Folgen haben kann.“
Und die ließen nicht auf sich warten. Am Morgen nach der Veröffentlichung verlor er seine Posten als Sportdirektor bei den Radrennen Cyclassic in Hamburg und des ProRace Berlin. Die ARD, die Zabels Telekom-Team während der 90er Jahre sponserte, prüft Schadensersatz-Forderungen. Auch die Antidoping-Experten meldeten sich zu Wort. Für den Pharmakologen Fritz Sörgel hat Zabel nicht umfassend ausgepackt. Sörgel forderte ihn auf, auch die Hintermänner des organisierten Dopings im Radsport zu nennen.