Köln. .

Die Situation erinnerte an die Doping-Razzia bei Winter-Olympia 2006 in Turin: Italienische Carabinieri, deren Kollegen damals Blutbeutel bei Österreichs Langläufern und Biathleten fanden, beschlagnahmten 50 Schachteln mit Medikamenten im Zimmer von Asafa Powell. Gegen Jamaikas früheren 100-m-Weltrekordler wird ermittelt, die Cremes, Sprays und Tabletten werden auf Dopingspuren untersucht. Parallel dazu wurde bekannt, dass Diskuswerferin Allison Randell den Kreis der fünf positiv getesteten Jamaikaner komplettiert.

Immer stärker rückt das Umfeld der Athleten ins Zentrum der Untersuchungen. Neben Powell und Sprinterin Sherone Simpson wurde laut Udines Polizeichef Antonio Pisapia auch deren umstrittener kanadischer Fitnesstrainer Chris Xuereb vernommen. Powells Trainer Stephen Francis machte Xuereb für den positiven Dopingtest des früheren 100-m-Weltrekordlers verantwortlich. Der Kanadier soll Powell laut New York Times eine Mixtur diverser Nährungsergänzungsmittel sowie Injektionen verabreicht haben. „Xuereb hat einen schlechten Ruf. Ich wollte ihn in meiner Gruppe nicht haben, er ist mir jedoch von Powells Manager aufgezwungen worden“, sagte Francis.

Powell und Simpson hatten am Sonntag bestätigt, positiv getestet worden zu sein. Sprinter Nesta Carter gehört laut Medienberichten ebenfalls zu den mutmaßlichen Sündern. Nach Angaben des „Jamaica Gleaner“ stehen auch Diskuswerfer Travis Smikle und Hochspringer Demar Robinson unter Verdacht.

„Tiefer kann die Leichtathletik nicht mehr fallen. Wir brauchen einen echten Neuanfang“, sagte der deutsche Ex-Weltrekordler Armin Hary. „Dazu gehören auch neue Rekordlisten.“ Alarmsignale macht nicht nur der frühere Sprinter aus. „Viele werden den Athleten nicht mehr trauen. Das ist der größte Schaden, den man einem Sport zufügen kann“, sagte etwa Helmut Digel, Mitglied der Führungsriege des Leichtathletik-Weltverbandes.