Belo Horizonte..
Als Jonathan Tehau die Amateure von Tahiti mit seinem Tor in der Fußball-Geschichte verewigte, stand 11 000 Kilometer weiter westlich das öffentliche Leben still. Auf der Insel im Südpazifik wurde eigens eine Kabinettssitzung unterbrochen – auch die Politiker wollten diesen Moment miterleben. Dass Tahiti mit dem 1:6 gegen Nigeria in Brasilien die dritthöchste Niederlage in der Confed-Cup-Historie kassieren würde, war den Insulanern egal. Tehau und Kollegen rammten imaginäre Paddel in den Rasen – und alle jubelten mit.
„Ich bin sehr stolz darauf, dieses Tor geschossen zu haben“, sagte der Schütze anschließend mit einem breiten Lächeln. Trainer Eddy Etaeta nannte den Treffer „wunderbar“. Schon beim Abspielen der Nationalhymne habe er geweint, berichtete der 43-Jährige. Doch als Tehau beim ersten Spiel des Ozeanienmeisters bei einem Fifa-Turnier kurz nach der Pause zum zwischenzeitlichen 1:3 traf, übermannten ihn die Emotionen vollends. Etaeta hüpfte durch seine Coachingzone, als hätten seine Jungs gerade den WM-Pokal gewonnen. „Wir haben die Herzen der Brasilianer erobert“, berichtete Etaeta später, als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte. Dann setzte er zu einer rührenden Rede an, bedankte sich bei der Polizei-Eskorte, die seine Mannschaft zum Stadion gebracht hatte, und den Fans, die täglich die Trainingseinheiten seiner Amateure verfolgen.
Auch Marama Vahirua, der einzige Profi im Team der Mehlträger und LKW-Fahrer, war voller Dankbarkeit für die „tolle Unterstützung. Die Fans haben uns geholfen, ein so tolles Spiel abzuliefern. Wir können super, super stolz auf uns sein“. Dann fragte er den TV-Reporter, ob er noch eben nach Hause grüßen dürfe. Vahirua durfte – und schickte Küsschen an die Familie.
In Tahiti verloren unterdessen manche im Überschwang etwas den Überblick. Tahiti habe sich mit dem Tor von Lorenzo (!) Tehau gut gewehrt, schrieb „La depeche de Tahiti“. Lorenzo ist der jüngere Bruder von Torschütze Jonathan, einer von vier Tehaus im Team – drei Brüdern und deren Cousin.
„Sie wollen uns nicht demütigen“
Irgendwann hatte die Realität zumindest Trainer Etaeta wieder. Beim Gedanken an den nächsten Gegner, Welt- und Europameister Spanien, wurde ihm ein wenig mulmig. „Da müssen wir Angst haben“, sagte er über das Duell im Maracana am Donnerstag (21 Uhr/Sport1), fügte aber verschmitzt hinzu: „Die Spanier sind ja nicht hierher gekommen, um uns zu demütigen.“ Noch ein Tor gegen die Auswahl von Vicente del Bosque, meinte Etaeta, wäre „das Größte“ für Tahiti: „Ich hoffe, Senor del Bosque hat das gehört.“