Aschaffenburg. .
Großwallstadt trägt Trauer: Erstmals nach 44 Jahren ist das Gründungsmitglied der Handball-Bundesliga abgestiegen. Ein Pünktchen fehlte dem Altmeister am Ende zum Klassenerhalt. Das 29:32 (10:16) gegen den Meister THW Kiel bedeutete den Abstieg des ruhmreichen Klubs – und nicht einmal die Sieger waren glücklich: „Das ist der traditionsreichste Verein, den die Bundesliga hatte. Es waren schwere Momente, den Spielern in die tränenden Augen zu sehen. Ich bin sehr, sehr traurig“, sagte Kiels Dominik Klein, der einst selbst bei den Mainfranken gespielt hatte.
Dabei wurde der letzte Spieltag, das Fernduell um den Klassenerhalt zwischen den Altmeistern aus Großwallstadt und Gummersbach, überraschend noch einmal zum Krimi. Nach einem deutlichen Halbzeitrückstand hatten sich die Großwallstädter binnen weniger Minuten gegen den THW wieder in die Partie gekämpft und 13 Minuten vor dem Schlusspfiff durch den überragenden Maximilian Holst (9 Tore) sogar ausgeglichen. Am Ende fehlte den Gastgebern vor 4300 Zuschauern aber die Kraft.
Pure Erleichterung herrschte dagegen beim VfL Gummersbach. Der frühere Rekordmeister verlor seine letzte Partie nach einer lange Zeit desolaten Leistung zwar mit 26:28 (9:15) gegen Neuhausen, am Ende reichte aber das minimale Polster zum Klassenerhalt. Die Partie bekam nicht nur wegen der Last-Minute-Rettung eine historische Dimension: Das Duell mit dem Absteiger war die letzte Partie in der ehrwürdigen Eugen-Haas-Sporthalle – nach 40 Jahren zieht der VfL Gummersbach für die kommende Saison in die neue Schwalbe-Arena um. Es soll der Auftakt zu einer besseren Zukunft sein.
Wie es bei Großwallstadt nun weiter geht, steht dagegen in den Sternen. „Der Abstieg ist eine Katastrophe. Für den Verein, für die Spieler und für die Region“, sagte TVG-Sportdirektor Peter Meisinger: „Ich habe die Hoffnung, dass es irgendwie weiter geht. Doch dafür muss einiges passieren.“
Die Zeiten, in denen der Klub Titel en masse einheimste und mit Spielern wie Kurt Klühspies den deutschen Handball dominierte, sind längst vorbei. Vielmehr war die jüngste Spielzeit geprägt von Misstönen: Monatelang warteten die Spieler in dieser Spielzeit auf ihre Gehälter, vorübergehend traten sie sogar in den Streik.
Lizenzentzug droht weiterhin
Und in der kommenden Saison droht der komplette Neuaufbau: Nur zwei Spieler haben einen Vertrag, auch der Kontrakt mit Trainer Peter David wurde nicht verlängert. Sein vermeintlicher Nachfolger Khalid Khan (zuletzt Eintracht Hagen) steht vor einer schwierigen Aufgabe. Und die Lizenz für die Zweite Liga ist längst nicht gesichert. „Die Geldgeber haben uns Nachbesserungen zugesichert, die müssen jetzt aber noch umgesetzt werden. Zurzeit gilt die Lizenz als nicht erteilt“, sagte Liga-Geschäftsführer Frank Bohmann. Stichtag für die Erfüllung der Auflagen ist der 12. Juni. TVG-Geschäftsführer Guido Heerstraß übt sich in Optimismus: „Es sieht sehr gut aus. Wir liegen am Boden. Aber wir stehen wieder auf und greifen an.“
Bei einem Lizenzentzug steigen die Mainfranken in die Dritte Liga ab. Ein solches Horrorszenario hält Sportchef Meisinger nicht für ausgeschlossen. „Man muss auf soliden Füßen stehen, ansonsten sollte man die Finger davonlassen“, sagte er. „Wenn es nicht geht, müssen wir aufgeben.“