Braunschweig. .

Die Worte „Hingabe“, „Respekt“ und „Charakter“ prangten wie ein Mantra hinter Dennis Schröders schmalem Körper. Der Deutsch-Ghanaer dürfte sich das große Plakat in der Sporthalle in Portland zweimal angeschaut haben, denn mit genau diesen Tugenden hatte der 19-Jährige vom Basketball-Bundesligisten Phantoms Braunschweig in der Vergangenheit gewaltige Probleme. Wenn er am Samstag die Weltauswahl beim Nike Hoop Summit gegen die besten Talente der USA auf das Spielfeld führt, kämpft Schröder nicht nur um eine Zukunft in der nordamerikanischen Profiliga NBA, sondern vor allem gegen sich selbst.

Eine knappe Woche ist der Spielmacher bereits in den USA. Sein Arbeitgeber ließ ihn trotz Abstiegssorgen nach Portland reisen. „Seine Teilnahme ist eine Auszeichnung für den Braunschweiger Basketball und das Jugendprogramm und ein großer Wunsch von Dennis, dem wir nicht im Wege stehen wollten“, sagte Geschäftsführer Oliver Braun. Wohin dieser Weg führen kann, zeigte 1998 ein gewisser Dirk Nowitzki. Mit 33 Punkten und 14 Rebounds sorgte der Würzburger damals bei den Scouts für großes Staunen und vollgeschriebene Blöcke.

Die ersten Reaktionen auf Schröders Vorstellungen klingen ebenfalls vielversprechend. „Dennis gefällt mir immer besser. Ich kannte ihn vorher nicht, er ist sehr athletisch, hat Zug zum Korb und kreiert gute Möglichkeiten für seine Teamkollegen. Er ist ein guter Werfer und ein hartnäckiger Verteidiger“, lobte Roy Rana, Cheftrainer der Weltauswahl. Beobachter wollen den 1,86 m großen Guard mit dem ansteckenden Grinsen gar als Trainingsbesten gesehen haben.

Schröders Weg nach Portland begann auf einem Skateboard im Braunschweiger Prinzenpark. Der damals Elfjährige verbrachte seine Freizeit auf dem Brett, zwischendurch wurde Basketball gespielt. Irgendwann fiel das raue Talent auch Liviu Calin auf. Der Trainer des Zweitligisten SG Braunschweig wurde zu Schröders Mentor, formte den Rebellen mit viel Geduld. Die Resultate auf dem Feld wurden bald sichtbar. „Er war schon sehr weit entwickelt und hat Dinge probiert, die Kinder in dem Alter normalerweise nicht tun“, sagt Calin.

In der Saison 2011/12 rückte Schröder in den Profikader der Phantoms auf und wurde Junioren-Nationalspieler. Mit zwölf Punkten pro Spiel ist er unter den gebürtigen Deutschen der zurzeit beste Scorer der Bundesliga. Auch dies brachte ihm in der Bundesliga die Auszeichnungen als meistverbesserter Spieler („Most Improved Player“) und bester Nachwuchsspieler ein.

Doch die Karriere im Eiltempo hinterließ Spuren. Mangelnde Disziplin, fehlender Respekt und die Forderung nach mehr Spielzeit kamen zu Beginn nicht gut an in Braunschweig. Einige geschwänzte Trainingseinheiten und eine Suspendierung später galt Schröder als schwieriger Charakter, als Egoist mit dem Habitus eines Superstars. Als Schröder in der Liga schwächelte, meldeten sich die ersten Nörgler. Es gebe zu viel Hype um den Youngster, hieß es. Dann flatterte die Einladung zum Hoop Summit ins Haus.

„Ich kenne viele, die Talent hatten und es nicht geschafft haben“, sagte Schröder dem NDR: „Aber wenn man jeden Tag hart arbeitet, kann eigentlich nichts schiefgehen.“ Eigentlich. Für Samstag hat er sich vorgenommen, „unsere Weltauswahl zu einem Sieg über die Gastgeber zu führen“. Schröders Vertrauen in sein schnelles, explosives Spiel, in seine Übersicht und die bissige Verteidigung wirkt unerschütterlich. Und außerdem muss er vor dem zukunftsweisenden Spiel am Samstag ja noch ein paar Mal vorbei an dem Plakat mit den guten Eigenschaften.