Duisburg. .

Als das Urteil verlesen wurde, verstand Ikenna Onukogu die Welt nicht mehr. Er schlug die Hände über dem Kopf zusammen und verließ wutschnaubend das Gebäude, in dem der Fußballverband Niederrhein über den Abbruch des Bezirksligaspiels zwischen Dostlukspor Bottrop und Hertha Hamborn verhandelt hatte. „Sie nennen mich Nigger, und ich werde gesperrt. Ich kann es nicht verstehen“, rief Onukogu immer wieder auf Englisch. Bis zum 15. Mai wird der 27-Jährige nicht mehr zwischen den Pfosten stehen. Das Verfahren gegen Dostlukspor Bottrop wegen rassistischer Äußerungen wurde dagegen eingestellt.

So endete ein Tag, an dem viele Vorahnungen nicht wahr wurden. Der Saal, in dem der „Fall Ikenna Onukogu“ vor der Bezirksspruchkammer behandelt wurde, war nicht annähernd so gefüllt wie erwartet. Ein Kamerateam, eine überschaubare Zahl an Journalisten, kaum Fans – der anberaumte Sicherheitsdienst konnte eine ruhige Kugel schieben. Und das vermeintliche Opfer wurde nach dreistündiger Sitzung doch als Täter verurteilt. Verkehrte Welt in Duisburg? Ein Skandal?

Glaubwürdigkeit erschüttert

Dazu hatte sich der 27-jährige Torhüter in zu viele Widersprüche verstrickt. Als er am 3. März im Spiel bei Dostlukspor Bottrop zunächst eine Wasserflasche Richtung Bottroper Zuschauer geworfen und sich mit ihnen anschließend ein wildes Handgemenge geliefert hatte, rechtfertigte sich der gebürtige Nigerianer damit, zuvor rassistisch beleidigt worden zu sein. Der Aufschrei war groß, als er kurz darauf wegen des Flaschenwurfs und der Rangelei gesperrt wurde. Fernsehteams belagerten das Hamborner Vereinsgelände, Zeitungen rissen sich um Interviews mit dem 27-Jährigen. Angelockt davon eilte mit Heiner Kahlert ein Anwalt aus München zur Hilfe. Der Tenor: Warum wird das Opfer bestraft?

Doch wer war Opfer, wer war Täter? In der dreistündigen Spruchkammersitzung ließ sich das nur bedingt beantworten. Schiedsrichter Thorsten Aretz hatte keine rassistischen Äußerungen gehört. Auch der Fotograf Winfried Labus, für diese Zeitung am Ort des Geschehens, konnte die Vorwürfe von Onukogu nicht bestätigen. Mehr noch: Dessen Behauptung, die Bottroper Fans hätten ihn zuerst mit der Wasserflasche beworfen, die er zurückgeworfen habe, wurde durch Fotos und Zeugen widerlegt. „Die Flasche war die ganze Zeit da. Er holte sie aus dem eigenen Tor“, sagte etwa Schiedsrichter Aretz. Damit war es um die Glaubwürdigkeit Onukogus geschehen.

Ob Hertha Hamborn Berufung gegen dieses Urteil einlegen wird, ließ Hertha-Chef Christian Birken offen: „Erst einmal sprechen wir mit unserem Anwalt.“