München. .

Am Ostermontag war das denkwürdige 9:2 (5:0) aus der Bundesliga gegen den Hamburger SV beim FC Bayern schon ganz weit weg. Gefühlt jedenfalls weiter als das verlorene Finale der Champions League 2012 gegen den FC Chelsea. Und auch weiter als die vielen leidvollen Erfahrungen gegen italienische Mannschaften, egal, ob nun mit der Nationalmannschaft oder im Vereinsfußball. Die spektakuläre Gala mit den vielen kleinen Kunstwerken vom Samstag? Abgehakt.

Die Münchner haben sich alle Mühe gegeben, das Italien-Trauma kleinzureden, zumal sich dieses ja vor allem auf die DFB-Elf beziehe. „Ich gehe da mit sehr viel Zuversicht rein, weil es ein Viertelfinale ist und kein Halbfinale“, sagte Thomas Müller gewohnt launig vor dem Hinspiel in München gegen Juventus Turin an diesem Dienstag (20.45 Uhr, Sky), ehe er selbstbewusst auf den positiven Teil seiner Erlebnisse mit italienischen Mannschaften verwies. „Wir sind übrigens gegen Florenz weitergekommen – und gegen Neapel auch. Danke“, sagte der Nationalspieler keck.

Die schlechten Erinnerungen schimmerten dennoch immer wieder durch in der Vorbereitung auf das Kräftemessen mit „la vecchia signora“, der „Alten Dame“. Zu dieser gab auch Trainer Jupp Heynckes ein Bonmot zum Besten, als er über seine intensive Vorbereitung auf die Elf des Kollegen Antonio Conte sprach. „Ich bin abends mit der ‚Alten Dame‘ Juve ins Bett gegangen und morgens wieder mit ihr aufgestanden“, sagte Heynckes.

Juve, hat Heynckes festgestellt, scheint sich nach den Skandalen und dem Zwangsabstieg 2006 neu erfunden zu haben. Die Serie A dominieren die Turiner gerade ähnlich wie die Bayern die Bundesliga. Der zweite Meistertitel in Italien in Folge dürfte nur Formsache sein. Zudem wurde Titelverteidiger Chelsea von Juve bereits aus der Champions League verabschiedet.

Man habe bei Juve „in den letzten drei, vier Jahren alles richtig gemacht“. Vor allem bei der Zusammenstellung der Mannschaft, die zwar typisch italienisch kompakt auftrete, aber nach vorne auch mit viel Phantasie spiele, wie Heynckes befand. Wegen dieser Stilistik sei es auch nicht angemessen, Andrea Pirlo herauszuheben. „Herzstück, Architekt und Hirn“ sei der Mittelfeldspieler zwar, das schon. Aber er habe auch viele „absolute Topspieler“ an seiner Seite, wie den Ex-Leverkusener Arturo Vidal. Den allgemeinen Argwohn deutscher Fußballer gegenüber italienischen Mannschaften hat Heynckes mit seinen Elogen nicht entkräften können.

Daran hatte auch diese fabelhaft und grotesk wirkende Partie gegen den HSV nichts geändert. Matthias Sammer hatte ja längst wieder seinen skeptischen Geist zu erkennen gegeben. Die beiden Kopfball-Gegentore durch Jeffrey Bruma (75.) und Heiko Westermann (86.) nach Eckbällen seien Nummer drei und vier in der jüngeren Vergangenheit gewesen, dozierte der Sportvorstand, „und das Champions-League-Finale ist ja auch noch nicht so lange her.“ Gegen Chelsea hatte ein Kopfball Didier Drogbas nach einem Eckball die dramatische Niederlage eingeleitet.

Aber ist ein Vergleich mit den Bayern des Finales noch statthaft? Heynckes sprach am Ostermontag noch einmal über die überragenden Torschützen vom Samstag, Claudio Pizarro (30./45./53./68.) und Arjen Robben (33./54.), und deutete zugleich an, dass bis auf den gesperrten Javier Martínez nun wieder die Stammkräfte zum Zug kommen dürften. „Ein Verein wie der FC Bayern muss Topoptionen haben, um seine Ziele zu erreichen. Das ist auch das, was uns im Champions-League-Finale im letzten Sommer gefehlt hat“, so Heynckes vor dem Treffen mit der Alten Dame.