Dortmund. .

Hugo Simon ist auf dem Weg nach Dortmund. Seine Partnerin Margit Herzau chauffiert die Reitlegende, die schon 1972 WM-Bronze holte und später drei Mal den Weltcup, zum Turnier in die Westfalenhalle. Doch Simon ist nicht ins Ruhrgebiet gekommen, um sich auf die VIP-Tribüne zu setzen. Der Österreicher hat seine Pferde dabei und reitet wieder durch den Parcours. Mit 70 Jahren denkt er noch lange nicht an die Rente.

Wo zwickt es bei Ihnen am meisten?

Ich habe überhaupt keine Beschwerden. Der liebe Gott hat mich mit reichlich Gesundheit beschenkt. Wenn ich Schmerzen verspüre, höre ich sofort auf.

Aber gerade der vergangene Auftritt in der Westfalenhalle war doch schmerzhaft. Sie sind vor einem Jahr beim vorletzten Sprung gestürzt und haben sich die Schulter ausgerenkt.

Ach, das war halb so wild. Ich habe mir doch nichts gebrochen. Außerdem muss ich in Dortmund wieder starten. Schließlich bin ich das meinem besten Freund Michael Ritter schuldig.

Was hat Michael Ritter mit dem Turnier in Dortmund zu tun?

Sein Schwiegervater hat die Westfalenhalle mit gebaut. Deshalb freut sich der Michael immer, seinen Kumpel unter dem Dach reiten zu sehen.

Was machen Sie nach dem Wettkampf? Sofort aufs Hotelzimmer, um die Beine hochzulegen?

Das kommt nicht infrage. Am Abend wird doch noch gefeiert. Die Partys lasse ich mir nicht entgehen.

Dann stoßen Sie mit Reitern an, die ihre Enkel sein könnten. Über welche Themen unterhalten Sie sich mit denen?

Hauptsächlich dreht es sich um den Sport. Kollegen, die ihr Pferd nicht in den Griff bekommen, fragen mich um Rat.

Wollen die Ihren Stil kopieren? Der würde doch in keinem Lehrbuch der Welt Platz finden.

Darum geht’s nicht. Jeder Reiter entwickelt doch seinen eigenen Stil, um erfolgreich zu sein. Die jungen Leute wollen aber wissen, wie sie mit ihrem Pferd besser kommunizieren können. Und zu meinem Stil: Ich bin ja nur 1, 62 Meter groß. Da sitz’ ich anders im Sattel als meine größeren Kollegen. Das Wichtigste ist, bei Turnieren immer auf Angriff zu reiten.

Ihre Erfolge haben Ihnen in den Neunziger Jahren viel Geld eingebracht. Doch mittlerweile gibt es gerade in Asien noch mehr Geld zu gewinnen. Sind Sie neidisch?

Nein, das Preisgeld war mir nie wichtig. Ich hatte auch immer das Glück, mich auf einen großzügigen Sponsor verlassen zu können.

Wie heißt ihr Unterstützer?

Das ist der Simon, und der bezahlt den Hugo ganz gut.

Finanziert der Simon dem Hugo auch noch Reisen zu den ganz großen Turnieren?

Nein, bei einer Weltmeisterschaft oder Olympischen Spielen werde ich nicht mehr reiten. Dafür fehlt mir die Zeit. Schließlich müssen die Geschäfte laufen, damit ich mir den Sport am Wochenende leisten kann.