Offenbach. . 1970 wurden die Kickers auf Offenbach Pokalsieger. Heute darben sie in der Dritten Liga. Aber gegen den Bundesligisten VfL Wolfsburg wollen sie ins Halbfinale des DFB-Pokals einziehen. Die Erstligisten Fürth und Düsseldorf sind genau wie der Zweitligist Union Berlin am Bieberer Berg gestrauchelt.
Das OFC-Fanradio ist Kult. Zumindest für alle, die es mit den Offenbacher Kickers halten. Was vor fast zehn Jahren für einen kleinen Kreis von Kickers-Anhänger als Livestream begann, hat sich mittlerweile zum Bindeglied für eine bundesweit verteilte Schar von Sympathisanten entwickelt. Den Stimmbändern der Moderatoren steht am Dienstag wieder eine besondere Belastungsprobe bevor, wenn der VfL Wolfsburg zum DFB-Pokal-Viertelfinale (20.30 Uhr/live ARD und in unserem Live-Ticker) vorstellig wird. Dieser Wettbewerb hat schon minutenlanges Jubelgeheul transportiert, schließlich verstehen es die Kickers in dieser Saison, ihren düsteren Drittliga-Alltag durch diverse Pokal-Coups aufzuhübschen.
Die Erstligisten Fürth und Düsseldorf sind genau wie der Zweitligist Union Berlin am Bieberer Berg gestrauchelt. Borussia Dortmund hat dort im Herbst 2011 zum bislang letzten Mal ein Pokalspiel verloren. Pokalschlachten sind an dieser Kultstätte, die auch nach dem 25 Millionen Euro teuren Umbau einen gewissen Charme behalten hat, ideal dafür geeignet, die Reminiszenzen an die 60er- und 70er-Jahre zu wecken, als Offenbach eine Adresse im deutschen Fußball darstellte und 1970 – gegen den haushohen Favoriten 1. FC Köln – den Cup gewann.
Sportliche Stagnation
Sogar die Verwicklung in den Bundesliga-Skandal 1971 und einen Lizenzentzug haben die Kickers überstanden. Doch in der Neuzeit regiert Tristesse. Mitunter pilgern keine 5000 Zuschauer mehr auf die Anhöhe im Offenbacher Stadtteil Bieber, weil der Klub sportlich stagniert. Ohne die Bezuschussung aus dem Pokal – das Viertelfinale bringt durch die Liveübertragung eine Garantie-Einnahme von 1,4 Millionen Euro ein – wäre die Pleite nach Aachener Beispiel in dieser Spielzeit nicht abzuwenden gewesen. „Die Erlöse waren wichtig“, gesteht Präsident Frank Ruhl.
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Der hat Trainer Arie van Lent nicht geholfen, seinen Job zu behalten: Der Deutsch-Niederländer wurde Anfang des Monats entlassen; an seiner Stelle hat der Sachse Rico Schmitt das Sagen. Was seine Mannschaft beim Trainer-Einstand gegen den 1. FC Saarbrücken (2:0) zeigte, hat neben der OFC-Ikone Hermann Nuber auch Präsident Ruhl sehr gefallen: „Er bringt mehr Ordnung rein und lässt offensiver spielen.“
Das jüngste Punktspiel in Burghausen fiel zwar aus, aber das muss kein Nachteil sein, sagt Schmitt, der am Wochenende neben Training auch Videostudium ansetzte. Und noch etwas soll dem Favoritenschreck helfen: ein arg ramponierter Rasen. „Der Platz wird mit Sicherheit tief sein“, sagt Schmitt, „das eine oder andere Loch könnte für uns ein Vorteil sein.“ Und dann sitzt ja auch noch die akustische Unterstützung vom OFC-Fanradio ganz nah am Spielfeldrand.