Essen. Natürlich: Umstrittene Tore gehören zur Fußball-Geschichte. Aber die Argumente der Videobeweis-Kritiker sind mehr als schwach. Davon abgesehen ist das Experiment Torlinienrichter beeindruckend misslungen. Also: Gerne her mit der neuen Technik, meint WAZ-Redakteur Thorsten Schabelon.

Umstrittene Tore (oder Nicht-Tore) gehören zur Fußball-Geschichte und sind Geschichten. Thomas Helmers Phantomtor 1994 für die Bayern gegen Nürnberg. WM 2010, Deutschland gegen England, Frank Lampards Lattenschuss. Und natürlich das legendäre Wembley-Tor 1966. Stoff für unzählige Diskussionen an der Theke. Aber ehrlich: Ohne das Wembley-Tor hätte Deutschland den vierten WM-Titel. Ein reizvoller Gedanke. Und Fairplay. Die Torlinientechnik muss kommen.

Die Gegenargumente von Uefa-Präsident Michel Platini sind schwach. Zu teuer? Der klamme Verband, der bei der letzten EM nur 200 Millionen Euro Gewinn gemacht hat, soll halt drei Fußballplätze weniger in Luxemburg bauen. Das spart Geld und kostet Herrn Platini höchstens eine Stimme bei der Präsidentenwahl. Torrichter statt Tortechnik? Ist bei der EM 2012 beeindruckend misslungen und hat die Ukraine das Viertelfinale gekostet.

Also, her mit dem Videobeweis. Wichtig: Die Technik muss ausgereift sein – bis 2014 sollte das klappen – und es darf keine Unterbrechung geben. Signal an den Schiedsrichter. Fertig. Das Spiel läuft weiter. Das klappt im Tennis und sollte auch im Fußball klappen.