Dresden. Die Ausschreitungen rund um das Zweitliga-Spiel zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Dynamo Dresden haben nun auch den DFB auf den Plan gerufen. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes leitete am Montag Ermittlungen ein und forderte beide Vereine jeweils zu einer Stellungnahme auf. Dynamo Dresden steht “am Scheideweg“.

Die Bosse von Dynamo Dresden waren vorbereitet. Eine Stunde, bevor der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die angekündigten Ermittlungen gegen den Zweitligisten wegen erneuter Fan-Ausschreitungen offiziell bestätigte, hatte die Klubführung schon erste Maßnahmen getroffen. Dynamo-Chef Andreas Ritter berief für Dienstagabend eine außerordentliche Präsidiumssitzung ein, bei der die Vorkommnisse rund um das Ausswärtsspiel am vergangenen Freitag in Kaiserslautern ausgewertet und Konsequenzen besprochen werden sollen. Zudem wurde der für Dienstag angesetzte Fan-Stammtisch mit Trainer Peter Pacult kurzfristig abgesagt. In Dresden herrscht Alarmstimmung.

"Wir stehen als Verein am Scheideweg und sehen uns aufgrund der abermaligen Ausschreitungen in Kaiserslautern in unserer Existenz bedroht", sagte Dynamos Geschäftsführer Christian Müller in einer Stellungnahme auf der Internetseite des Klubs: "Leute, die im Namen des Vereins für solche Ausschreitungen sorgen, sind keine Fans von Dynamo Dresden, es sind Kriminelle, die unseren Verein zerstören wollen."

"Stehen als Verein am Scheideweg"

In der Krisensitzung wird auch über die Berufungsbegründung wegen des Pokalausschlusses des achtmaligen DDR-Oberligameisters für die kommende Saison diskutiert. Es ist nicht mehr ausgeschlossen, dass der Klub nach den erneuten Randalen auf einen offiziellen Einspruch verzichtet.

Die Bilder von Kaiserslautern seien diesbezüglich ein "verheerendes Signal" gewesen, betonte Müller. Man glaube zwar, weiterhin gute Argumente gegen einen Pokalausschluss zu haben, aber "sicherlich werden Dinge anders zu betrachten sein, als es noch vor Freitag der Fall war", sagte der Geschäftsführer dem TV-Sender Sport1.

Beim Spiel in Kaiserslautern waren im Dresdner Zuschauerblock unmittelbar vor Spielbeginn und während der zweiten Halbzeit mehrfach Pyrotechnik entzündet worden. Zudem hatte die Polizei einschreiten müssen, als eine Gruppe Dynamo-Anhänger den Nachbarblock stürmen wollte. "Ein derartiges Aggressions- und Gewaltpotenzial habe ich bisher noch bei keinem Spiel in meiner über 40-jährigen Polizeilaufbahn erlebt", hatte Polizei-Einsatzleiter Franz-Josef Brandt der Rheinpfalz gesagt.

Der DFB ermittelt

Dresdner Hooligans hatten außerdem auf dem Messeplatz randaliert und dabei unter anderem die Pendelbusse angegriffen. Ein Bus-Insasse erlitt Schnittwunden durch herumfliegende Splitter, eine Frau einen Schock. Die Polizei bezifferte den Sachschaden auf 70.000 Euro.

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Der DFB-Kontrollausschuss leitete am Montag wie erwartet Ermittlungen wegen der Ausschreitungen ein. Sowohl Dynamo als auch der FCK wurden angeschrieben und zu Stellungnahmen aufgefordert. Bei den Dresdnern macht sich angesichts der immer wiederkehrenden Fanproblematik langsam Resignation breit. "Im Augenblick müssen wir erkennen, dass wir der Lage nicht Herr werden", sagte Geschäftsführer Müller. (sid)