Essen. Achter, Zehner, Elfer, falsche Neun und Doppelsechs - in der Fußballsprache wird viel mit Zahlen hantiert. Im ersten Teil unserer neuen Taktikreihe widmen wir uns diesen Zahlen und erklären, warum der Sechser Sechser und der Neuner Neuner genannt wird.
Ein Spielfeld, ein Ball und 20 Spieler, die diesem in einem dichten Knäuel hinterherjagen - so wie heute auf den Plätzen der F-Jugend sah es in der Anfangszeit des Fußballs meist überall aus. Eine spielerische Ordnung entwickelte sich erst nach und nach. Eines der frühen taktischen Systeme war das 2-3-5, auch bekannt als schottische Furche, in dem erstmals die noch heute gültige Trennung in Abwehr, Mittelfeld und Sturm galt.
Die einzelnen Positionen wurden von hinten nach vorne durchnummeriert, wie es auf der Grafik zu sehen ist. Nach und nach wurden die Systeme defensiver, so wurden die beiden Halbstürmer ebenso wie der zentrale Mittelfeldspieler nach hinten gezogen - die Aufstellung sah nun aus wie ein W über einem M, hieß folgerichtig WM-System und war die Formation, in der Deutschland 1954 Fußballweltmeister wurde - in der aber auch nahezu jede andere Mannschaft der damaligen Zeit antrat.
Die schottische Furche ist heute längst vergessen, erhalten geblieben aber sind die Nummern, von denen es einige in den allgemeinen Fußball-Sprachgebrauch geschafft haben: Der Sechser ist heute noch ein zentraler defensiver Mittelfeldspieler, der Zehner der Spielmacher hinter den Stürmern, der Neuner der Mittelstürmer - und vor allem in Deutschland war die Nummer 5 jahrzehntelang die Kennzeichnung des Liberos.
Ansonsten haben die heutigen Spielsysteme mit der schottischen Furche und dem WM-System nicht mehr viel gemein, anders als damals gibt es auch nicht das eine vorherrschende Spielsystem - aber gewisse Gemeinsamkeiten:
- Bis auf wenige Ausnahmen treten die meisten Mannschaften heute mit vier Abwehrspielern an, von denen zwei innen und zwei außen verteidigen.
- Im Mittelfeld steht mindestens ein defensiver Spieler - eben der Sechser -, dessen Hauptaufgabe es ist, die eigene Abwehr zu unterstützen, sowie natürlich Spieler, die offensiver orientiert sind - entweder zentral oder außen.
- In fast jeder Mannschaft gibt es mindestens einen zentralen Stürmer, dessen Hauptaufgabe das Toreschießen ist - der aber noch viele weitere Jobs zu erledigen hat.
Was ist die "Taktiktafel"?
Hinterlaufende Außenverteidiger, abkippende Sechser, falsche Neuner, flache Vier und Doppelsechs - die Sprache des Fußballs ist nicht nur für Laien oft schwer verständlich. Mit der "Taktiktafel" wollen wir Abhilfe schaffen: In loser Folge erklären wir Aspekte des modernen Fußballs. Was unterscheidet ein 4-3-3 von einem 4-2-3-1, was treibt ein falscher Neuner und warum kippen abkippende Sechser nicht um - die Antworten auf diese und viele andere Fragen liefert die Taktiktafel. Wenn Sie Fragen oder Themenanregungen haben, schreiben Sie uns unter sport@derwesten.de.
Ansonsten lebt der heutige Fußball auch davon, dass unterschiedliche taktische Formationen aufeinander treffen, in denen Spieler ihre Positionen unterschiedlich interpretieren. Um diese unterschiedlichen Positionen und Formationen wird es in den nächsten Teilen unserer "Taktiktafel" gehen.