Essen. . Jan Kirchhoff wird zwar erst im Sommer ablösefrei vom FSV Mainz 05 nach München wechseln. Bei ihm handelt es sich aber nach Einschätzung von Bayerns Sportdirektor Matthias Sammer „um einen Rohdiamanten“. Borussia Dortmund und Schalke 04 haben das Nachsehen.
Im vergangenen Winter war mehr los auf dem Fußballmarkt. Allerdings begutachtete seinerzeit auch noch Felix Magath als Chefeinkäufer des finanziell äußerst potenten VfL Wolfsburg das, was an den nationalen und internationalen Verkaufsständen angeboten wurde. Acht Spieler leistete allein der Trainer und Multifunktionär sich, für insgesamt 27 Millionen Euro. Wie viel genau von der Summe die VW-Wölfe abschreiben können, wird sich wohl nie ermitteln lassen. Derzeit soll der neue Manager Klaus Allofs darum bemüht sein, ein gutes Dutzend aus dem 34 Köpfe zählenden Kader zu veräußern. Schlange stehen die potenziellen Kunden aber offensichtlich nicht.
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Im Fall von Jan Kirchhoff war das anders. Er wird zwar erst im Sommer ablösefrei von Mainz nach München wechseln. Bei ihm handelt es sich aber nach Einschätzung von Bayerns Sportdirektor Matthias Sammer „um einen Rohdiamanten“. Und wenn es gelingt, den Konkurrenten einen solchen Rohdiamanten vor den Nasen wegzuschnappen, heitert das natürlich auf. Dementsprechend aufgeräumt war die Stimmung beim deutschen Rekordmeister, der sich gerade im Trainingslager in Doha aufhält, in Katar. „Wir freuen uns sehr, dass wir diesen hoch talentierten deutschen U-21-Nationalspieler verpflichten konnten“, verkündete Sammer, der sich persönlich ausführlich vom Zustand der Ware überzeugen konnte. Schließlich war er über Jahre hinweg Sportdirektor beim Deutschen Fußball-Bund und von Amts wegen sehr interessiert an den größeren oder kleineren Entwicklungsschritten der jungen Talente.
BVB soll 7,5 Millionen Euro geboten haben
Kirchhoff, 22 Jahre alt, hat große Schritte gemacht. Und das war so augenscheinlich, dass es nicht allein Sammer auffiel. Bundesliga-Kontrahent Borussia Dortmund hatte bereits im Sommer des vergangenen Jahres dem FSV Mainz 05 ein Angebot für den Innenverteidiger unterbreitet, der aus Eintracht Frankfurts Nachwuchsriege hervorging. 7,5 Millionen Euro soll der Doppelmeister bereit gewesen sein, in eine Stärkung seines Bollwerks zu investieren. Beim BVB hätte der 17-malige U-21-Akteur Kirchhoff hinter Mats Hummels, Neven Subotic und Felipe Santana als Nummer vier für die zentrale Defensive antreten müssen. Beim Reviernachbarn Schalke, der sich darum bemüht hat, den 193-Zentimeter-Mann schon für den Winter als Ersatz für den langzeitverletzten Kyriakos Papadopoulos (Knieoperation) zu erwerben, wäre die Konkurrenzsituation ebenfalls hart gewesen. Hätte Kirchhoff das Ja-Wort gegeben, wären die Bayern aber sicher näher an den königsblauen Kapitän Benedikt Höwedes herangetreten. Insofern dürfte wegen des Wechsels ins Bajuwarische die Stimmung nebenan nicht bedrohlich gelitten haben, bei den Schalkern, die bekanntlich auch gerade in Doha weilen.
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Weg für Höwedes versperrt
Für Höwedes ist nun der Weg zu den Bayern versperrt. Das Gedränge ist zu groß geworden. Die Nationalverteidiger Boateng und Bad-stuber (noch bis fast zum Ende der Rückrunde im Krankenstand), der von Borussia Mönchengladbach Mitte 2012 losgeeiste und stark eingeschlagene Brasilianer Dante, darüber hinaus van Buyten und Gustavo und Timoschtschuk: Sie alle spekulieren darauf, einen der beiden Posten in der Innenverteidigung zu übernehmen. Und auch im zentralen Mittelfeld, in dem Kirchhoff spielen könnte, ist Bayern nicht unterbesetzt (unter anderem: Schweinsteiger, Martinez). Zumindest van Buyten dürfte jedoch demnächst auf dem Markt auftauchen. Und laut Sammer will man den Rohdiamanten schleifen und auch „in Zukunft darauf achten, dass wir auf junge deutsche Spieler setzen“. Bleibt für Kirchhoff, zu hoffen, dass er so drastisch auf sich aufmerksam machen kann, dass die Bald-Kollegen bis zu seinem Zweit-Vornamen vordringen (Tilmann). Weil er ablösefrei und damit ein Handgeld fällig ist, dürften er und Berater Roger Wittmann jedoch erst einmal auch so ein bisschen zufrieden sein.