Dortmund. Doublesieger Borussia Dortmund ist mit dem Jahr 2012 schon zufrieden – ein Sieg im DFB-Pokal-Spiel gegen Hannover soll als “gebührender Jahresabschluss“ dennoch her. Trainer Jürgen Klopp warnt vor dem “tollen Umschaltspiel der Hannoveraner. Einen Favoriten gebe es in dieser Begegnung nicht.
Sich zur eigenen Zufriedenheit zu bekennen, gehört bekanntlich nicht zu den deutschen Stärken. Wer aber Jürgen Klopp in diesen Tagen begegnet, der begegnet einem glücklichen Mann. Mit den privaten weihnachtlichen Vorbereitungen hatte der Trainer von Borussia Dortmund noch immer "nix" am Hut. Und die heutige Achtelfinal-Pokalpartie gegen Hannover 96 (20.30 Uhr/ live im DerWesten-Ticker) ist zwar noch gar nicht gespielt und ein berufliches Fazit damit noch gar nicht zu ziehen, aber darauf angesprochen, wehrt sich Klopp nur zaghaft: "Eigentlich will ich gar nicht…" – , dann purzeln sie froh und munter über seine Lippen, diese mit Euphorie behängten Wörter, die ihm unter anderem beim Sportinformationsdienst schon kritische Schlagzeilen eingebracht haben: "Klopp und Co. verkaufen durchwachsene Hinrunde als Erfolg".
"Das Spiel ist wichtiger als wir"
Was aber bedeutet das Wort "Durchwachsen", wenn es nicht im Zusammenhang mit Speck verwendet wird? Es liegt am Mittwochabend in der eigenen Arena noch die gefährliche Auseinandersetzung mit Hannover 96 an, dieser Mannschaft, bei der Klopp "tolles Umschaltspiel" beobachtet hat, eine Qualität, die er auch an seinem Ensemble sehr schätzt und für bedrohlich hält: "Hier gibt es keinen Favoriten." Sollte der BVB aus dieser Auseinandersetzung jedoch siegreich hervorgehen, könnte er über zwei weitere Zwischenstopps nach Berlin reisen, wo am 1. Juni das Cup-Finale ausgetragen wird. Ein Grund zur Zufriedenheit? Ja, wenn das Ergebnis stimmt.
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Und dazu die Atmosphäre. Am Dienstag hat sich ein schwarzgelbes Führungskräfte-Trio über einen offenen Brief besorgt an die eigenen Fans gewandt. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, Sportdirektor Michael Zorc und Kapitän Sebastian Kehl bitten darum, "keine Gräben innerhalb der Fan-Gemeinschaft und zwischen uns und euch entstehen zu lassen", weil sie ein Kampfspielszenario auf den Rängen befürchten, das sich negativ auf den Rasen-Kampf auswirken könnte. Mit nicht abschätzbaren Folgen für die Zukunft. Auf der einen Seite weiter gegen das von der Deutschen Fußball-Liga verabschiedete Sicherheitskonzept protestierende Ultra-Kleingruppen? Auf der anderen Seite eine sich immer aggressiver angenervt fühlende Fangroßgruppe? Möglich, dass hier ein Konfliktherd angeheizt wird, bis die Platte glüht.
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Klopp befindet nach Aufzählung von Spielern, Trainern, Unterstützern: "Das Spiel ist wichtiger als wir." Und sollten das auch die Kleingruppen so empfinden, könnte es auf Vereins-Beziehungsebene noch zu einem "gebührenden Jahresabschluss kommen" (Klopp). Zu einem gebührenden Abschluss eines Jahres, das dem BVB im Frühjahr Meisterschaft und Pokal bescherte, und in dem das Überwintern in der Champions League durch blendende Auftritte gegen Giganten wie Manchester City und Real Madrid gesichert wurde.
"Das war eines der besten Jahre"
Satt zufrieden machen sie natürlich, diese in Europa selbst eingepackten Präsente. National dagegen werden die Interpreten sich nicht einig. 30 Punkte hat die Borussia in der Bundesliga auf dem Konto, 34 Punkte waren es im vergangenen Jahr zur gleichen Weihnachtszeit. Differenz: vier. Fast vernachlässigenswert. Doch Bayern München verbuchte als Tabellenführer am 17. Spieltag 2011 nur 37 Punkte, diesmal aber schon 42, und es gibt Künstler, die beim Abrechnen unter dem Strich einen Dortmunder Abwärtstrend notieren. Sollten die Fans den Frieden nicht stören, will Klopp sich die Festtagszufriedenheit aber nicht mehr trüben lassen: "Das war mit Sicherheit eines der besten Jahre, die man sich vorstellen kann." Und vielleicht liegt ja sogar noch etwas Hübsches für ihn unter dem von den umsichtigeren Familienmitgliedern besorgten Tannenbaum.