Essen. . Die Fan-Proteste, besonders der Ultra-Gruppierungen, gegen das DFL-Sicherheitskonzept zeigten sich sowohl in den Stadien der ersten als auch der zweiten Fußball-Bundesliga. Der letzte Spieltag der Hinrunde wurde so gleich doppelt bedeutsam.

Der Fußball in Deutschland hat in den vergangenen Wochen eine neue Hauptrolle geschaffen: die Fans. Am vergangenen Wochenende rückte sich die kleine Gruppe der selbsternannten Ultras auf den Tribünen in den Mittelpunkt: Aus Protest gegen die Sicherheits-Beschlüsse der Deutschen Fußball-Liga (DFL) schwiegen sie, ließen ganze Blöcke auf den Tribünen leer und bekamen sich am Ende noch mit den anderen Zuschauern in die Haare.

Eine Bestandsaufnahme aus den Stadien vom letzten Hinrunden-Spieltag der Bundesliga und vor dem Achtelfinale des DFB-Pokals am Dienstag und Mittwoch.

Blickpunkt Sinsheim 

Vier Mal hat der BVB im DFB-Pokal gegen Hannover 96 gespielt. Vier Mal sind die Dortmunder ausgeschieden. Mittwoch steht das fünfte Duell an. Und damit es nicht wieder schief geht, hat Roman Weidenfeller volle Unterstützung der BVB-Fans eingefordert: „Der Fußball lebt von seinen Fans, und gegen Hannover brauchen wir eure volle Unterstützung.“ In Sinsheim blieb der Gästeblock zwölf Minuten und zwölf Sekunden leer. Laut wurde es danach nur, wenn die schwarzgelben Gästefans den DFB oder Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp beschimpften. BVB-Profi Kevin Großkreutz solidarisierte sich mit dem Protest und verweigerte nach seinem Tor den Jubel. Mittwoch, so erfuhr unsere Zeitung, soll es zwölf Minuten ruhig sein. Dann wollen die Fans ihr Team anfeuern. Roman Weidenfeller wird’s freuen. Und Kevin Großkreutz könnte dieses Mal sein Tor bejubeln.

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BVB-Trainer Klopp spricht von "Mörderrespekt" gegenüber Fans

Trainer Jürgen Klopp ist allerdings noch zurückhaltend vor dieser Pokalpartie, die das Jahr abschließen und deshalb auch die Stimmung der Winterpause beeinflussen wird: „Normalerweise hätten wir den Vorteil eines Heimspiels“, sagt er –, und dass „bei Borussia Dortmund nie ein Zweifel daran gelassen“ worden sei, „welchen Mörderrespekt wir gegenüber der Leistung der Fans haben.“ Gerade deshalb, so Jürgen Klopp, sei es eben „nicht so wahnsinnig toll“, wenn beim aus vielen Facetten bestehenden „Gesamtkunstwerk Borussia Dortmund ein Stück weg bricht“. Das (unter)-stützende Stück.

Blickpunkt Duisburg 

Beim Abstiegsduell gegen Jahn Regensburg blieben die Stehplätze im Fanblock hinter dem Tor zunächst leer. Vor den Eingängen des Blocks bewachten die Fans des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg die Eingänge und sorgten dafür, dass auch wirklich niemand auf die Stehplatzstufen gelangte.

Den Gegentreffer zum 0:1 bekamen die Zebra-Fans in der elften Minute nur durch die Lautsprecher-Ansage mit. Erst nach 12:12 Spielminuten stürmten sie lautstark in ihren Block und feuerten ihr Team an. Grund für die zwölf Minuten und zwölf Sekunden: Die DFL hatte am 12. 12. über ihr Sicherheitspapier diskutiert und es verabschiedet.

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Flugblätter der protestierenden MSV-Fans kleben noch am Duisburger Hauptbahnhof

Am 8. Dezember hatten sich Duisburger Fans auf dem Bahnhofsvorplatz getroffen, um zu protestieren. Ihre Flugblätter kleben heute noch an den Laternenmasten vor dem Stadion. Darauf steht: „Gegen die Zerstörung der Fankultur. In Duisburg und überall.“

Blickpunkt Schalke 

Die Schalker Ultras wurden am Samstag erst laut, als es beim so wichtigen Spiel gegen Freiburg für einen Moment leise im Stadion war. „Peters raus“, schrien sie und ballten in der Luft die Fäuste. Gemeint war Schalkes Vorstandsmitglied Peter Peters, der das DFL-Sicherheitskonzept mit auf den Weg gebracht hatte. Die anderen Schalker Fans in der Arena antworteten auf ihre Weise. Für die Ultras gab es erst Pfiffe und dann „Ultras-raus“-Rufe. Nachdem die normalen Fans ein Ultra-Lied angestimmt hatten, wurden sie besonders deutlich: „Wir sind Schalker und ihr nicht.“

Blickpunkt Düsseldorf 

In Düsseldorf machten die Fortuna-Ultras alles anders als in den übrigen Stadien. In den obligatorischen ersten zwölf Minuten, in denen in den anderen Arenen Ruhe herrschte, feuerten die Fortuna-Ultras ihr Team an. Nach diesen zwölf Minuten sangen sie: „Wir sind die Fans, die ihr nicht wollt“ und gingen.

Angeblich sollen auch die Gästefans aus Hannover von den Düsseldorfer Ultras in Flugblättern dazu aufgefordert worden sein, die Partie in Stille zu beobachten.

Proteste gegen Ultras

Der Plan der Ultras ging aber schon bei den eigenen Zuschauern nicht auf. Es gab lauten Protest gegen das Verhalten der kleinen Gruppe. Nach dem Auszug der Ultras trieben die verbliebenen Zuschauer ihre Mannschaft nach vorne, wesentlich lauter als normalerweise.

Am Montag beschlossen 25 Gruppen der aktiven Fanszene, den Stimmungsboykott auch am Dienstagabend beim Pokalspiel in Offenbach fortzusetzen. Ihre Beweggründe und ihre Reaktion auf die Pfiffe vom Samstag.