Ohne Holger Glandorf und Lars Kaufmann muss die Handball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft vom 11. bis zum 27. Januar in Spanien auskommen. Die beiden Flensburger Weltmeister von 2007 sagten jeweils aus gesundheitlichen Gründen ab. Ein Kommentar
Stefan Kretzschmar war schon zu seiner aktiven Zeit ein Mann des klaren Wortes. Der Paradiesvogel des deutschen Handballs konnte sich Mut und Extravaganz erlauben, weil er beides mit Leistung unterfütterte. Deshalb regt sich der 39-Jährige über die heutige Nationalspieler-Generation auf. Den Verzicht von Holger Glandorf und Lars Kaufmann auf die WM im Januar kommentiert er so: „Nationalmannschaft absagen aus gesundheitlichen Gründen, aber jedes Wochenende im Verein hundert Prozent geben: bedenklich und charakterlos!“
Grundsätzlich hat er Recht. Warum aber hat das Nationalteam für manche Spieler an Reiz verloren? Weil es seit dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2007 im eigenen Land, bei der auch Glandorf und Kaufmann ganz groß gefeiert wurden, kontinuierlich bergab ging. Weil es im Erfolg versäumt wurde, das Fundament für die Zukunft zu legen. Weil die Spieler inzwischen weitere Blamagen befürchten und sich deshalb viel leichter von ihren Klubs zu Absagen überreden lassen.
Dieses unsägliche Gezerre aber gäbe es gar nicht ohne den rücksichtslos durchgezogenen internationalen Terminplan. Jedes Jahr eine WM oder eine EM, manchmal noch plus Olympia – das Programm ist zu strapaziös. Deshalb muss nicht jeder, der an seine Gesundheit denkt und den Kraftaufwand selbst reduziert, ein ehrloser Egoist sein.