Essen. Lance Armstrong hat zum Abschluss der Tour Down Under noch einmal die Muskeln spielen lassen. Der vielleicht beste Fahrer aller Zeiten wirbt für seine Krebsstiftung, kämpft aber auch gegen die Doping-Gerüchte. Sein Motto: Tue Gutes, und rede viel darüber.

Lance Armstrongs PR-Maschinerie hatte sich für sein Comeback, das er bei der Down Under-Rundfahrt in Australien feierte, einiges einfallen lassen. So zierten sein High-Tech-Rennrad zwei Zahlen. 1274 stand da, seit genau so vielen Tagen hatte der erfolgreichste Radprofi der Welt nach seinem Rücktritt nicht mehr bei einem Wettkampf auf dem Sattel gesessen.

Lance Armstrong. Foto: Getty Images
Lance Armstrong. Foto: Getty Images © Getty Images

Die zweite eingravierte Zahl war 27,5, weil so viele Millionen Menschen in diesen 1274 Tagen an Krebs gestorben sind. Lance Armstrong ist eben mehr als nur ein Radprofi. Das war schon zu den Zeiten so, als er sieben Mal in Folge das schwerste Etappenrennen der Welt, die Tour de France, gewann. Und das ist heute erst recht so.

Gerne im Mittelpunkt

Lance Armstrong liebt es, im Mittelpunkt zu stehen. Seine Geschichte ist auf der ganzen Welt bekannt. Erst besiegte er den Hodenkrebs, dann beherrschte er von 1999 bis 2005 den Radprofi-Zirkus. Er vermarktete sich und sein Leiden. Er mag es, sich als Gutmensch darzustellen. Und er hat tatsächlich viel für die Bekämpfung der Krankheit Krebs getan. Er hat vielen Menschen mit seiner Lebensgeschichte Mut gemacht, den Kampf gegen die tückische Krankheit in Angriff zu nehmen.

Finanziell hat er mit seiner Stiftung Livestrong viel erreicht. Allein 60 Millionen Menschen haben seine gelben Armbänder zum Preis von einem Euro gekauft.

Tue Gutes und rede darüber

Tue Gutes, und rede viel darüber. So lautet das Motto von Armstrong. Dies gilt aber nur für Themen, die ihm wichtig sind. Kritische Fragen über Doping mag der 37-Jährige dagegen überhaupt nicht. Das ließ er die Journalisten schon zu seinen goldenen Zeiten bei der Tour de France spüren.

Dann wurde aus dem redegewandten Lance, der sonst mit typisch amerikanischem Lächeln und vielen Gesten die Pressekonferenz zur Bühne umfunktionierte, ganz schnell der einsilbige, pikierte Armstrong. Einem Reporter der französischen Sporttageszeitung „L'Equipe” antwortete er jetzt auf die Frage, warum er denn nicht seine eingefrorenen Dopingtests von der Tour 1999 ein weiteres Mal testen lasse: „Weil ich nicht betrogen habe. Nicht 1999, 2000, 2005 und nicht 2009. Immer wieder diese Frage zu stellen, das ist, als ob man Präsident Nicolas Sarkozy ständig über seine Scheidung befragen würde.”

Vergleich mit Sarkozy

Lance Armstrong, von Journalisten umringt. Foto: AP
Lance Armstrong, von Journalisten umringt. Foto: AP © AP

Es ist wohl kein Zufall, dass sich Armstrong gleich mit dem französischen Präsidenten vergleicht, obwohl eine Scheidung wahrlich nichts mit einem möglichen Dopingvergehen zu tun hat. Armstrong ist einer der bekanntesten Sportler der Welt. Alles, was er macht, ist von Interesse. Die ganze Welt kennt sein Privatleben. Auf den bunten Seiten machte er mit seinen Liebesaffären mit der Sängerin Sheryl Crow und der Schauspielerin Kate Hudson Schlagzeilen. Er verkehrt mit den Großen der Erde. Gouverneur von Texas wolle er werden, dieses Ziel hat er schon formuliert. Und das ist wahrscheinlich nur das erste Ziel von Armstrong in der Politik.

Unermüdlicher Einsatz

Sein unermüdlicher Einsatz für die Krebskranken würde sich gut machen in einem Wahlkampf. Allerdings würden die Zweifel an seiner sportlichen Leistung stören. So strikt sich Armstrong weigert, über die eingefrorenen sechs Proben aus dem Jahr 1999 zu reden, so eindeutig sind deren Laborergebnisse, die allerdings erst Jahre später bei einer Analyse EPO-Spuren zeigten. Verurteilt werden konnte er nicht, aber der gute Ruf war dahin.

In Australien scheint man jedoch weiter Armstrong für einen Saubermann zu halten. „Der Gott des Radsports” titelte „The Australian”. Die Politiker reißen sich darum, mit dem Radsport-Rückkehrer fotografiert zu werden. Die Zahl der akkreditierten Journalisten verdoppelte sich bei der Down Under-Tour, die Zuschauerresonanz stieg stark an. Lance Armstrong soll eine Million Euro von der Tourismusbehörde des Bundesstaats South Australia für seinen medienwirksamen Auftritt erhalte haben.

Blutwerte im Internet

Armstrong will in diesem Jahr den Giro d'Italia und die Tour de France fahren. Er weiß, dass er in Europa den Fragen nach Doping nicht wegradeln kann. Er hat angekündigt, seine Blutwerte komplett ins Internet zu stellen. Bis jetzt ist davon nichts zu sehen. Nicht nur deshalb fährt der Zweifel mit.

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Lance Armstrong - der mit dem Zweifel fährt

Dreieinhalb Jahre nach seinem Rücktritt ist Lance Armstrong in den Rennsattel zurückgekehrt.
Dreieinhalb Jahre nach seinem Rücktritt ist Lance Armstrong in den Rennsattel zurückgekehrt. © AP
Der vielleicht beste Fahrer aller Zeiten wirbt für seine Krebsstiftung, kämpft aber auch gegen die Doping-Gerüchte.
Der vielleicht beste Fahrer aller Zeiten wirbt für seine Krebsstiftung, kämpft aber auch gegen die Doping-Gerüchte. © AP
Lance Armstrongs PR-Maschinerie hatte sich für sein Comeback, das er derzeit bei der Down Under-Rundfahrt in Australien feiert, einiges einfallen lassen. So zierten sein High-Tech-Rennrad zwei Zahlen.
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1274 stand da, seit genau so vielen Tagen hatte der erfolgreichste Radprofi der Welt nach seinem Rücktritt nicht mehr bei einem Wettkampf auf dem Sattel gesessen.
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Die zweite eingravierte Zahl war 27,5, weil so viele Millionen Menschen in diesen 1274 Tagen an Krebs gestorben sind.
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Lance Armstrong ist eben mehr als nur ein Radprofi. Das war schon zu den Zeiten so, als er sieben Mal in Folge das schwerste Etappenrennen der Welt, die Tour de France, gewann. Und das ist heute erst recht so.
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