Wien. Philipp Lahm hat verkündet, dass die deutsche Nationalmannschaft 2014 in Brasilien den WM-Titel holen will - anders als Joachim Löw, der beständig auf die Gefährlichkeit der Qualifikations-Gegner hinweist. Lahms forsche Aussagen zeigen ein Abstimmungsproblem mit dem Bundestrainer.
Im Frühjahr ist Philipp Lahm über den Medienboulevard gehetzt und hat in seiner eifrigen Art zum Besten gegeben, dass für die Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft nichts anderes zähle als der Titel. Das war nicht besonders clever, weil so ein Kapitänswort zu vielen Ohren vordringt, häufig sogar ernst genommen wird und deshalb Druck erzeugt. Erwartungsdruck, der sich beim Verpassen des Zieles mächtig entladen kann.
Im späten Sommer nach der titelfrei beendeten EM ist Philipp Lahm nun schon wieder über den Medienboulevard gehetzt. Diesmal verkündete er, dass man 2014 in Brasilien den Welttitel ins Visier nehmen wolle. Das Problem dabei: Als Lahm sich äußerte, war nicht einmal die erste Qualifikationspartie gegen die Färöer angepfiffen. Und deshalb war auch dieses Kapitänswort kein Zeichen von Cleverness. Im Gegenteil. Es war ein Zeichen von Respektlosigkeit gegenüber den Gegnern. Und es war auch ein Zeichen dafür, dass es Abstimmungsprobleme zwischen dem Bundestrainer und seinem leitenden Spieler gibt.
Zurückhaltend formuliert: Abstimmungsprobleme. Joachim Löw lässt nämlich in diesen Tagen keine Gelegenheit aus, auf die Qualität der Qualifikations-Kontrahenten hinzuweisen. Über die Österreicher hat er sogar gerade gesagt, sie könnten auf Augenhöhe mit den Schweden, mit den Iren und auch seiner eigenen Auswahl unterwegs sein. Und zwischen einem Dampfer, den der Kapitän bereits gedanklich nach Südamerika gebracht hat, und einem, den der Bundestrainer in Europa vor Anker wähnt, klafft doch eine ziemliche Lücke. Eine ungefähr einen Ozean breite Lücke. Vielleicht sollte Löw das einmal strenger erwähnen. Du, Philipp, hetz’ nicht immer in die andere Richtung, die Leute denken sonst, meine sei die falsche.