Sebastian Vettel hat im Kampf um die Formel-1-Weltmeisterschaft wertvollen Boden verloren. Der Titelverteidiger aus Heppenheim schied mit seinem Red Bull in Monza aus.

Monza (SID) - Einem angefressenen Sebastian Vettel blieben nach dem Red-Bull-Desaster im Ferrari-Land lediglich Durchhalteparolen, Teamchef Christian Horner schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf: In einem turbulenten Rennen beim Großen Preis von Italien wurde Weltmeister Vettel fünf Runden vor dem Ende durch eine defekte Lichtmaschine gestoppt und musste einen herben Rückschlag im Kampf um die WM-Krone hinnehmen.

Nach der enttäuschenden Nullnummer von Monza hat Titelverteidiger Vettel bei noch sieben ausstehenden Rennen 39 Punkte Rückstand auf den spanischen WM-Spitzenreiter Fernando Alonso, der hinter McLaren-Pilot Lewis Hamilton (Großbritannien) und Sergio Perez (Mexiko/Sauber-Ferrari) als Dritter 15 wertvolle Zähler sammelte.

"Die Enttäuschung ist da, aber wir glauben weiter dran", sagte der sichtlich frustrierte Vettel: "Unsere Chance ist weiterhin sehr, sehr gut." Doch nach dem bärenstarken Auftritt von Alonso, der von Startplatz zehn auf drei fuhr, und dem souveränen Start-Ziel-Sieg von Hamilton gilt Vettel nicht mehr als Favorit im Titelrennen.

"Das ist schade, es wären wichtige Punkte gewesen. Wir waren aber insgesamt zu langsam", räumte auch Vettel ein. Die eindringlichen Worte seines Renningenieurs hatten zuvor alle Hoffnungen auf WM-Punkte beendet: "Stopp den Wagen, wir müssen den Motor retten." Teamchef Horner rieb sich die Augen: Wieder war es die Lichtmaschine, schon im dritten freien Training am Samstag hatte die Elektronik Vettel im Stich gelassen.

"Das ist eine Schande. Das ist echt schlimm", sagte Horner: "Diesen Tag müssen wir hinter uns lassen. Das ist sehr frustrierend. Wir müssen jetzt schnell Fortschritte machen, wir haben einige Punkte verloren."

Im Gesamtklassement hat der Große Preis von Italien für Vettel Folgen. Alonso, der den dritten Platz mit den begeisterten Tifosi ausgiebig feierte, führt mit 179 Punkten. Hamilton (142) und der Finne Kimi Räikkönen (141/Lotus), der auf Platz fünf fuhr, schoben sich an Vettel (140) vorbei.

Den Traum vom Doppelsieg musste derweil McLaren aufgeben, als Hamiltons Landsmann Jenson Button seinen Boliden mit Problemen an der Benzinpumpe abstellte. Rekordweltmeister Michael Schumacher fuhr im Mercedes als bester Deutscher auf den sechsten Platz, Teamkollege Nico Rosberg folgte auf Rang sieben. Marussia-Pilot Timo Glock fuhr auf den 17. Platz. Nico Hülkenberg konnte das Rennen nicht beenden.

"Das war ein ganz klarer Aufwärtstrend. Wir sind stärker aufgetreten als in Budapest und Spa. Eine Runde mehr und ich wäre Fünfter geworden", meinte ein zufriedener Schumacher.

Bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen um 30 Grad hatte sich das Feld nach dem Start schnell sortiert. Hamilton verteidigte seine Führung souverän, dahinter bildete sich ein Verfolger-Quartett. Vettel zeigte sich wie schon am vergangenen Wochenende in Spa im Rennen zunächst deutlich konkurrenzfähiger als im Qualifying. Schon in der vierten Runde schob er sich nach Start und Ziel an Schumacher vorbei auf Platz vier.

Dahinter kam Alonso immer näher. Nach einem verkorksten Qualifying von Platz zehn gestartet, hatte er schnell Boden gut gemacht. "Das war ein schwieriges Rennen, da ich vom zehnten Platz gestartet bin", sagte der Spanier: "Wir wussten aber, dass wir das schnellste Auto haben. Alles ist ganz gut gelaufen." Schon in der siebten Runde zog der Ferrari-Pilot auf der Start- und Zielgeraden vor den Augen der Tifosi an Schumacher vorbei. Das Führungsquintett mit Vettel sowie den Duos von McLaren und Ferrari war schneller als der Rest des Feldes und setzte sich ab.

Gleichzeitig kamen Vettel und Alonso in der 21. Runde an die Box, der Stopp leitete die heißeste Phase des Duells ein. Sekundenbruchteile vor dem Spanier kam Vettel auf die Pit Lane zurück, in den folgenden Runden fuhr Alonso mehrere aggressive Angriffe, bis er im engen Duelle von der Strecke abkam und sich lautstark über den Boxenfunk beschwerte. Die Rennkontrolleure untersuchten den Fall - und entschieden auf Durchfahrtsstrafe für Vettel. Der Heppenheimer kam als Neunter zurück auf die Strecke, kämpfte in der Folge um Schadensbegrenzung, doch die Lichtmaschine machte ihm endgültig einen Strich durch die Rechnung. "In Rennen, wo man nicht schnell genug ist, ist es trotzdem total wichtig, die maximale Anzahl an Punkten mitzunehmen", sagte Vettel: "Das ist uns nicht gelungen."

Nach Monza verabschiedet sich die Formel 1 für diese Saison von Europa, zwischen den verbleibenden sieben Rennen werden die Piloten viele Flugmeilen sammeln. Am 23. September geht es zunächst in Singapur weiter, danach stehen die Rennen in Japan, Südkorea, Indien, Abu Dhabi und den USA auf dem Programm. Sein Finale erlebt der Formel-1-Zirkus in Brasilien.