Fürth. . Die Bayern gewinnen und sind gleich Tabellenführer.

Der Termin klang ein bisschen ernüchternd. Selters im Taunus hieß die Gemeinde, in die es den FC Bayern am Sonntag verschlug. Ein sogenanntes „Traumspiel“ gegen einen Fanklub stand an, im Ortsteil Niederselters gar, und das erinnerte doch sehr an jene Erlebnisse, die die Münchner in den vergangenen beiden Fußballjahren zu verkraften hatten. Dreimal Zweiter waren sie ja zuletzt, auch in der Saison davor sahen sie schwarz-gelb. Nun aber, nach dem 3:0 bei Aufsteiger SpVgg Greuther Fürth zum Ligaauftakt, waren sie beim FC Bayern freudig gestimmt. Selbst der Blick auf die unwichtigste Tabelle des Jahres wärmte die Münchner Seele. „Im Fernduell mit Dortmund sind wir vorne – unser Torverhältnis ist besser. Jetzt müssen wir nicht jeden Tag in den Gazetten lesen, dass wir dem BVB wieder hinterher laufen“, sagte Thomas Müller und grinste dabei vergnügt.

Das Lachen kehrt zurück. Mit seinem 1:0 in der 43. Minute hatte Müller diesen zunächst schleppend angelaufenen, später aber noch ein bisschen verschwenderisch vorgetragenen Auftaktsieg auf den Weg gebracht. Durch Mario Mandzukic (59.) und Arjen Robben, der Fürths Verteidiger Thomas Kleine zu einem Eigentor verleitete (79.), fielen die weiteren Tore eines Nachmittags, der ein bisschen zum Leitbild der neuen Bayern werden soll. Souverän und zielgerichtet statt spektakulär und am Ende doch ohne Ertrag – mit dieser neuen Kühle können sie sich anfreunden beim FCB.

„Wir sind ja nicht dafür da, dass uns das Spiel gefällt, sondern dass wir gewinnen“, befand Müller. Eine „Minimax-Theorie“ entdeckte der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer darin gar und erklärte etwas angesäuert, weil geschmückt mit einem grün-weißen Fanschal des nahezu chancenlosen Aufsteigers, das zuletzt etwas in Vergessenheit geratene Klischee der Münchner. „Minimaler Aufwand, maximaler Ertrag – so kennen wir sie“, sagte Seehofer.

Die Bayern haben dann noch ein bisschen geflachst, als sie sich aus Fürth verabschiedeten. Die unangenehmen Themen, die sie begleiten, ließen sich durch den Erfolg auch leichter weglächeln. Dass Trainer Jupp Heynckes seinen Abschied zum Saisonende angedeutete, hatte ja für einige Aufregung gesorgt, obwohl die Nachricht von seiner angedachten Rente mit 68 nach dem Vertragsende 2013 ungefähr so überraschend kommt wie der nächste Winter.

Man werde sich im Frühjahr zusammensetzen, hieß es nun, „einen Lebensabschnitt kann man immer verlängern“, sagte Sportvorstand Matthias Sammer. Es liege an ihm, Heynckes „zu begeistern. Warum sollen wir uns zeitlich begrenzen?“ Es ging ihm nun vor allem darum, das heikle Thema der „lame duck“, der lahmen Ente auf dem Trainerstuhl zu deckeln. Denn das Münchner Erfolgsstreben bleibt störanfällig. Man stehe „richtig unter Druck, die nationale Vorherrschaft zurückzuerobern“, hat Präsident Uli Hoeneß ja jüngst erkannt.

Bemühen um Javier Martinez

Auch deshalb bemühen sie sich auch weiterhin um Javier Martínez von Athletic Bilbao. Das zweite unangenehme Thema dieser Tage. „Wir arbeiten mit Intelligenz und Kreativität an einer Lösung“, sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge kryptisch. Bis zum Ende der Transferfrist am 31. August müssten die Bayern einen Ansatz finden, die 40 Millionen Euro Ablöse für den defensiven Mittelfeldspieler ohne die drohenden zusätzliche Steuerzahlungen zu überweisen.

Von derartigen Summen können sie in Fürth nur träumen, und deshalb hoffen sie, wie Kapitän Mergim Mavraj, dass die missglückte Premiere einen „enormen Lerneffekt“ hat. Denn harmlos gerieten sie ja doch sehr, die Offensivbemühungen, und ein bisschen ängstlich wirkte Fürth insgesamt vor der Übermacht der Bayern. Die wenigen Gelegenheiten, die aus der Zurückhaltung entsprangen, habe man nicht nutzen können, bilanzierte Trainer Mike Büskens.

Und die vorhandenen Mängel seien auch dem Umstand geschuldet, dass hier eine Weltauswahl auf einen kleinen Aufsteiger getroffen sei. „Deswegen“, sagte Büskens, „sind wir Greuther Fürth und nicht der FC Bayern.“ Immerhin gab es eine Parallele zu den Münchnern: Dem Traumspiel folgte auch in Fürth erst einmal Selters.