Klagenfurt.. Nach dem Trainingslager des FC Schalke 04 in Klagenfurt gibt es Tendenzen, wer die Gewinner und wer die Verlierer der Saisonvorbereitung sind. Auch in der zweiten Reihe hat sich einiges getan. Eine Formüberprüfung.

Nach einem intensiven Trainingslager im österreichischen Klagenfurt hat Schalkes Trainer Huub Stevens nun die Qual der Wahl. Er wird zwei Formationen für den Saisonstart finden müssen – eine für das DFB-Pokalspiel der ersten Hauptrunde am kommenden Sonntag beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken, in dem die Stammkräfte Klaas-Jan Huntelaar und Jermaine Jones wegen Sperren fehlen werden, und eine für den Bundesliga-Auftakt eine Woche später bei Hannover 96. In den verschiedenen Mannschaftsteilen haben sich Gewinner und Verlierer der Vorbereitung herauskristallisiert.

Tor:

Hier steht Stevens vor einer besonders schweren Entscheidung. Timo Hildebrand oder Lars Unnerstall? Routiniert der eine, entwicklungsfähig der andere. Tendenz: Hildebrand dürfte nach den letzten  Eindrücken im Vorteil sein. Chancenlos ist derzeit Ralf Fährmann, er hat das Pech, einfach zu lange nicht gespielt zu haben.

Abwehr:

Rechts ist Atsuto Uchida gesetzt, links Christian Fuchs. Um zwei Plätze in der Innenverteidigung rangeln Joel Matip, Kyriakos Papadopoulos und Benedikt Höwedes. Dieses Rennen dürfte noch offen sein, alle drei haben bisher einen ordentlichen Job gemacht. Für den Trainer ist es gut zu wissen, dass zudem auch auf Routinier Christoph Metzelder stets Verlass ist, wenn er gebraucht wird. Und dann wäre da noch Sead Kolasinac. Der 19-Jährige, kürzlich erst mit Schalkes A-Junioren Deutscher Meister geworden, hat sich bei den Profis prächtig präsentiert:  auch in den 17 Minuten Spielzeit als Linksverteidiger am Freitagabend beim 1:1 gegen Sampdoria Genua in St. Veit. Stevens ist voll des Lobes: „Sead ist ein junger Bursche, der gerade anfängt, seine Chance zu nutzen. Das ist Konkurrenz, da müssen einige wach sein. Er kann nämlich auch innen und vor der Abwehr spielen.“ An Sergio Escudero, zuvor erster Stellvertreter von Christian Fuchs, ist Kolasinac bereits vorbeizogen.

Defensives Mittelfeld:

Durch Neuzugang Roman Neustädter, der durch Ruhe und Übersicht besticht, ist für den Trainer die Auswahl größer geworden. Jermaine Jones gilt als Stammkraft, sein Partner könnte der ehemalige Gladbacher werden – aber wohl nur dann, wenn Lewis Holtby auf die Zehner-Position vorrückt. Für das Spiel in Saarbrücken käme auch Marco Höger als Jones-Ersatz infrage. Um Wochen zurückgeworfen ist der am Zeh verletzte Christoph Moritz, der gar nicht erst mit nach Klagenfurt geflogen war. Anthony Annan steht auf der Verkaufsliste.

Offensives Mittelfeld:

Hier hat Stevens die meisten Optionen. Neuzugang Tranquillo Barnetta belebt den Konkurrenzkampf, er kann vor allem links, aber auch auf der Zehn spielen. Die linke Seite schien bisher für Julian Draxler reserviert zu sein, doch der Jung-Nationalspieler schwächelte ausgerechnet im letzten Vorbereitungsspiel. Als Regisseur drängt sich Lewis Holtby auf. Rechts ist Jefferson Farfan, wenn er fit ist, unumstritten. Erfreulich: Im Trainingslager machte der offensive Außen Chinedu Obasi, der nach einer Schienbein-Operation noch einen Rückstand aufzuholen hat, mit Fleiß und ersten leichten fußballerischen Fortschritten auf sich aufmerksam.

Stevens lobte ihn ausdrücklich dafür. Ganz hinten muss sich hingegen Jose Manuel Jurado anstellen: Wegen einer Sprunggelenkverletzung reiste er schon angeschlagen mit nach Klagenfurt und verletzte sich dann auch noch im Training am Knie. Dabei hätte gerade er es nötig gehabt, sich besonders zu beweisen. Gar kein Thema mehr ist der wechselbereite Alexander Baumjohann.

Angriff:

Klaas-Jan Huntelaar – und dann? Teemu Pukki blieb als dessen Vertreter in der Spitze gegen Udinese Calcio wirkungslos. Im Zwei-Spitzen-System, das in der Schlussphase des Spiels gegen Sampdoria Genua ausprobiert wurde, wirkte Ciprian Marica energischer, willensstärker und dadurch auch etwas gefährlicher. Edu trainiert eifrig, wird aber weiter zum Verkauf angeboten. Klar ist: Bei diesen Alternativen darf sich Huntelaar keine Durststrecke leisten, von einem nie auszuschließenden längeren Ausfall ganz zu schweigen.