Zürich. . Nach der Aufregung um Fifa-Präsident Blatter ist wieder Ruhe beim Fußball-Weltverband eingekehrt. „Das Wort Rücktritt wird sicherlich keine offizielle Initiative des DFB werden, so anmaßend sollten wir nicht sein“, sagte etwa DFB-Präsident Wolfgang Niersbach am Dienstag versöhnlich.

Die Propaganda läuft auf Hochtouren. Joseph Blatter, der Hauptverantwortliche für das Korruptionssystem im Fußball-Weltverband Fifa, wird in deutschsprachigen Boulevardmedien plötzlich gefeiert. Die Bild-Zeitung, die einen Entschuldigungsbrief des 76-jährigen Schweizer Patriarchen veröffentlichte, legte im Internet mit einer Home-Story nach. Und der „Blick“ titelt nach der Fifa-Exekutivsitzung: „Blatter siegt an allen Fronten – Weg frei für mehr Transparenz.“

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Was war passiert? Haben sich plötzlich alle Empfänger der mehr als 142 Millionen Schweizer Franken Schmiergeld, die von der Marketingagentur ISL verteilt wurden, gemeldet? Haben Russland und Katar wegen der Korruptionsvorwürfe die WM 2018 und 2022 zurückgegeben? Wird die WM-Vergabe an Deutschland überprüft? Nein, Blatters Fifa-Regierung hat lediglich die Besetzung der neuen Ethikkommission abgesegnet.

Teilweise windige Typen

Ethik und Fifa, das verträgt sich eigentlich nicht. Nun aber riskiert der Baseler Strafrechtler Mark Pieth auf Blatters Wunsch und für viel Geld seinen Ruf und strukturierte um. Auch der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger werkelte an Statutenänderungen. Der Umstand, dass die künftige Gerichtskammer der Ethikkommission vom Münchner Richter Hans-Joachim Eckert geleitet wird, der im Siemens-Korruptionsprozess gestählt wurde, verrät Zwanzigers Handschrift. Die Ermittlungskammer leitet der US-Amerikaner Michael Garcia, ein ehemaliger Staatsanwalt mit Interpol-Erfahrung. Die anderen dreizehn Mitglieder der Kammern sind eine eher enttäuschende Besetzung. Teilweise windige Typen und Blatter-freundliche wie der Australier Les Murray, einige Vertreter aus Übersee haben bereits in der alten Kommission schlechten Dienst verrichtet.

Blatter sagte, was er so oft sagt: „Ich bin ein glücklicher Präsident!“ Assistiert wurde er von Zwanziger, der mit den Worten zitiert wurde: „Aus Sicht der Fifa-Exekutive ist er absolut tragbar.“ Zwanziger sagte, er habe keinen Auftrag gehabt, Blatters Rücktritt zu fordern. So wie es vor einigen Tagen Reinhard Rauball verlangt hatte, der Chef der Deutschen Fußball-Liga. Doch DFB-Vertreter und Blatter spielen, nach einigen medialen Geplänkeln, wieder Doppelpass. All jene, die die WM nach Deutschland holten, sind Blatter zur Seite gesprungen. „Das Wort Rücktritt wird sicherlich keine offizielle Initiative des DFB werden, so anmaßend sollten wir nicht sein“, sagte etwa DFB-Präsident Wolfgang Niersbach am Dienstag versöhnlich.

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WM-Vergaben könnten überprüft werden

Es gab in Zürich zumindest eine gut klingende Nachricht: Anders als von Pieth angekündigt, wird es doch keine Verjährungsfrist geben. Fifa-Chefermittler Michael Garcia könnte also sofort die WM-Vergaben an Deutschland, Russland und Katar nachkontrollieren, in dem er etwa die Konten der Fifa-Exekutivmitglieder überprüft. Könnte...