Keine schlechte Ausgangslage. Jürgen Klopp und der BVB müssen selbst nach dem eindrucksvollen Gewinn des Doubles nicht mit der Favoritenrolle für die bevorstehende Saison leben. Die nimmt ihnen der FC Bayern mit forschen Sprüchen wieder einmal freiwillig ab. Ein Kommentar

Trainingsauftakt der Fußball-Bundesligisten. Weiß Gott keine weltbewegende Nachricht. Gleichwohl erinnert sie uns daran, was wir – der Europameisterschaft zum Trotz – wochenlang vermisst haben. Auch wenn vorerst lediglich Worte gewechselt werden, so machen doch auch diese schon wieder Appetit auf die bevorstehende Saison.

Beim Deutschen Meister Bay..., pardon: Borussia Dortmund, hört sich fast alles so an, wie vor einem Jahr. Die BVB-Fans werden es als gutes Omen werten. Keine plumpen Kampfansagen nach dem Motto, wir wollen (geschweige denn: werden) den Titel verteidigen, stattdessen wohltuende Zurückhaltung mit der zentralen, sympathischen Botschaft: „Wir strengen uns weiter an, um unseren Anhängern Freude zu bereiten.“ Was klammheimliche Freude über das hinreichend bekannte Münchner Anspruchsdenken („wir wollen wieder Titel holen – sofort“) einschließt.

Freude herrscht auf jeden Fall schon vor dem ersten Spiel in Mönchengladbach – darüber, dass Trainer Lucien Favre seinen Vertrag vorzeitig bis 2015 verlängert hat. Ein Signal zur rechten Zeit, handelt es sich doch mittelfristig um die wichtigste Personalie. Dass der Klub nach dem Höhenflug der vergangenen Spielzeit mindestens so „geerdet“ ist, wie es BVB-Chef Hans-Joachim Watzke von seinem Verein behauptet, beweist die vom Gladbacher Sportdirektor Max Eberl verkündete Zielsetzung: „Platz 8 wäre richtig gut, Rang 6 sensationell.“

Für Realitätssinn spricht auch die Einstellung in Düsseldorf, wo Fortuna-Sportvorstand Wolf Werner auf die Frage nach dem Saisonziel antwortete, es sei „Zeitverschwendung, als Aufsteiger darüber zu sprechen“. Trainer Norbert Meier wiederum ließ vor seinen 14 (!) Neuzugängen durchblicken, dass er über mehr Humor verfügt, als ihm in den Medien gelegentlich unterstellt wird, indem er sich mit den Worten vorstellte bemerkte: „Alles, was ihr über mich gelesen oder gehört habt, stimmt.“

Gänzlich ohne Ironie lässt sich das über den Branchenführer sagen. In München wurde nach den mit Vorschusslorbeer überhäuften und später mit Schmäh vom Hof gejagten Jürgen Klinsmann und Louis van Gaal der nächste „Heilsbringer“ mit entsprechenden Begleitgeräuschen präsentiert. Und Matthias Sammer, der wie kein anderer seiner Zunft „deutsche Tugenden“ zu beschwören pflegt, aber seinen bis 2016 laufenden DFB-Vertrag nach dem Anruf aus München ohne zu zögern in die Tone kloppte, hat verstanden.

„Wir sind der FC Bayern“, sagte Sammer bei seiner Vorstellung zur erkennbaren Freude von Präsident Uli Hoeneß. Da hatte der gute Mann seinen Dienst offiziell noch gar nicht angetreten. Willkommen im Mia-san-mia-Klub!