Rio de Janeiro. . Mit dem Ende der EM blickt die Fußballwelt auf Brasilien, wo 2014 die Weltmeisterschaft stattfindet. Nach einem Korruptionsskandal und baulichen Verzögerungen kommt das Land so langsam in den richtigen WM-Rhythmus.

"Juntos num so ritmo" - alle in einem Rhythmus: Der Leitsatz für die Endrunde der Fußball-WM 2014 wird langsam mit Leben gefüllt, und Fifa-Präsident Joseph S. Blatter gibt sich wieder vollkommen optimistisch. "Brasilien wird bestens vorbereitet sein und eine außergewöhnliche WM organisieren", sagte der Boss des Weltverbandes auf einer Südamerika-Reise.

Die Wende zum Guten nach monatelangen Personal-Querelen, Verstimmungen und Panikmache leitete Blatter höchstpersönlich Mitte März mit seinem Antrittsbesuch bei Brasiliens Staatspräsidentin Dilma Rousseff ein. Im Beisein der Fußball-Legenden Pele und Ronaldo suchten und fanden Regierung, Fifa und das lokale Organisationskomitee den fälligen Schulterschluss.

Neue Problemzonen sind Flughäfen und der Nahverkehr

Und seitdem alle an einem Strang ziehen, läuft es. Eben: "Juntos num so ritmo." Selbst der wegen seiner Aufforderung zum "Tritt in den Hintern" der WM-Organisatoren zur Persona non grata erklärte Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke ist längst wieder auf Stadienbesuch in Brasilien.

"Natürlich gibt es noch jede Menge Arbeit zu verrichten, vor allem mit Blick auf den Confed Cup. Aber die Präsentation in Natal hat mich glücklich gemacht", sagte der Franzose am Mittwoch nach seinem Besuch der "Arena das Dunas", dem Stadion, das derzeit noch den größten Bauverzug hat.

Während die zwölf WM-Stadien nun also fast alle im Zeitplan liegen, rücken Flughäfen und der innerstädtische Transport als neue Problemzonen in den Blickpunkt. Schließlich werden zur WM bis zu 600.000 ausländische Gäste erwartet. Und die Reisen zwischen den Spielorten haben es in sich. Der Kopf der Gruppe D müsste alleine in der Vorrunde über 6000 Flugkilometer zurücklegen.

Höhepunkt der Probleme war Korruptionsverdacht

Die Fifa kannte die Probleme, hielt aufgrund des Rotationsprinzips aber an einem Gastgeber aus Südamerika fest. Brasilien wurde als einziger Kandidat am 30. Oktober 2007 als Ausrichter bestätigt. Die Euphorie verflüchtigte sich schnell, wichtige Zeit verstrich ungenutzt, Arbeiten stockten, die Kosten explodierten. Der Bundesrechnungshof kommt schon auf umgerechnet 10 Milliarden Euro Kosten für Stadien und Infrastruktur.

Höhepunkt der Krise war aber das Possenspiel um Ricardo Teixeira, der als Präsident des nationalen Verbandes CBF (23 Jahre im Amt) und des lokalen WM-Organisationskomitees LOC die Fäden in der Hand hielt. Als sich der Verdacht gegen ihn im Korruptionsskandal um den früheren FIFA-Vermarkter ISL erhärtete, Einfluss und Rückhalt schwanden und die Opposition sich formierte, flüchtete er aus allen Ämtern ins US-Exil Florida.

Brasilien findet seinen WM-Rhythmus

Die neuen starken Männer der WM sind Sportminister Aldo Rebelo, der als Technokrat und "Hardliner" der Regierung die Verhandlungen mit der Fifa abstimmt, Pele, dreimaliger Weltmeister und wohl der beste Spieler der Fußballgeschichte, als Ehrenbotschafter Brasiliens, und Ronaldo, dreimaliger Weltfußballer, zweimaliger Weltmeister und WM-Rekordtorschütze, der dem LOC Stimme und Gesicht verleiht.

In einem von der Regierung in Auftrag gegebenen Werbespot erklärt Pele in diesen Tagen: "Wir werden die beste WM aller Zeiten machen, denn von einer WM verstehen wir was." Das Land des fünfmaligen Weltmeisters scheint endlich den Rhythmus für die nächsten Fußballpartys gefunden zu haben. (sid)