Unser Reporter Ralf Birkhan ist für uns bei der Europameisterschaft in Polen und in der Ukraine unterwegs. Er erzählt in seiner heutigen Kolumne von seinen Erlebnissen im Hotel.
Ich mag diese hektische Reiserei nicht. Meine bisherige EM-Bilanz: 17 Tage, elf Hotels. Man vergisst beim täglichen Packen zu viele Dinge. Es fehlen: Eine (billige) Armbanduhr, ein Reiseführer Warschau, eine Flasche Shampoo und die Mappe mit den EM-Statistiken.
Heute morgen in Warschau fehlte: die Zimmer-Nummer.
Es ist einfach alles zuviel. Die Hotels, und dazu die ganze Welt darum herum. Nichts stimmt mehr. Einer der besten Golfer der Welt ist ein Schwarzer, einer der besten Rapper der Welt ist ein Weißer, eine Frau regiert Deutschland. Wie soll man sich da noch zurecht finden?
Handbruch bei Vertragsverhandlungen
Ich stand in der zehnten Etage vor meiner Zimmertür, zog die Schlüsselkarte durch den Schlitz: Rot! Nochmal: Rot! Nochmal, sauer: Rot! Ich wollte gegen die Tür treten, aber ich dachte an Kees Bregman. Der holländische Libero des MSV Duisburg hatte bei Vertragsverhandlungen wütend auf den Tisch gehauen und sich dabei die Hand gebrochen. Ich trat nicht gegen die Tür.
Ich fuhr hinunter und meckerte an der Rezeption. „Verdammte Schlüsselkarten, funktioniert alles nicht!“ Der Portier fragte: „Welche Zimmer-Nummer?“ – „1006!“ Er räusperte sich: „Ähm, Sie haben die 1021.“ Bevor er mir die Karte zurückgab, wollte er meinen Ausweis sehen. Mein Ausweis lag im Zimmer. Wir diskutierten, er codierte die Karte neu, und ich fuhr nach oben.
Ich zog die Karte durch den Schlitz an der Tür von Zimmer 1021. Es leuchtete. Rot!