Frankfurt/Main. Wie schon unter Otto Rehhagel gilt auch bei Griechenlands Trainer Fernando Santos die Defensive als Prunkstück. Der 57 Jahre alte Portugiese hat bei der EM das Viertelfinale als Minimalziel ausgegeben. Dabei helfen könnten auch zwei Bundesliga-Profis: Kyriakos Papadopoulos von Schalke 04 und Sokratis Papastathopoulos von Werder Bremen.

Der 4. Juli 2004 ist unvergessen in Griechenland. Als Angelos Charisteas Hellas zum Europameister machte, stand das ganze Land Kopf. Und Otto Rehhagel wurde zu „König Rehakles" gekrönt. „Es gibt keine Worte, um das zu beschreiben, was damals passiert ist - auch wenn die griechische Sprache eine der wortreichsten ist“, sagt Traianos Dellas, der zu den Helden der damaligen Mannschaft gehörte, im Rückblick: „Wir haben etwas Großes und Wichtiges erreicht. Nicht nur für uns selbst, sondern für das ganze Land, das nie zuvor eine solche Freude erlebt hatte.“

Eine ähnliche Sensation wie vor acht Jahren wird Griechenlands Fußball-Nationalmannschaft bei der EM in Polen und der Ukraine allerdings nicht zugetraut. Die Hellenen gehören zu den größten Außenseitern. 70 Euro würden die meisten Buchmacher im Fall des EM-Titels bei einer Wette mit einem Euro auszahlen. Trotz - oder wegen - der schweren Finanzkrise werden wohl selbst die eigenen Landsleute kaum einen Cent auf die eigene Mannschaft setzen. Zu wenig Aussicht auf Rendite.

Dabei hat Trainer Fernando Santos nach der Ära Rehhagel durchaus eine homogene Mannschaft mit einer Mischung aus alten Haudegen und jungen Spielern geformt. Als Euro-Pleitegeier wollen sich die Griechen jedenfalls nicht präsentieren, vielmehr die schwer gebeutelten Menschen in der Heimat froh machen. „Unser Ziel ist es, mindestens die Vorrunde zu überstehen. Das erwarten die Fans von uns - und wir wollen sie nicht enttäuschen“, sagt Santos, der Rehhagel nach der WM 2010 in Südafrika beerbt hat.

Griechenland blieb in der Qualifikation ungeschlagen

Das Selbstvertrauen ist nicht unberechtigt. In der EM-Qualifikation blieben die Griechen bei sieben Siegen in zehn Spielen ohne Niederlage. Mit insgesamt 17 Begegnungen in Folge ohne Niederlage überbot Santos mit seinem Team sogar den Rekord von Rehhagel. Wie schon unter Rehhagel gilt auch bei Santos die Defensive als Prunkstück. „Leidenschaft, Organisation, klaren Kopf bewahren“, beschreibt der 57 Jahre alte Portugiese seine Prinzipien.

In der Gruppe A treffen die Griechen auf Gastgeber Polen, Tschechien und Russland. „Alle vier Mannschaften haben eine Chance von 25 Prozent, das Viertelfinale zu erreichen", rechnet Santos vor. Vor allem an Tschechien haben die Hellenen gute Erinnerungen. 2004 war es Dellas, der im EM-Halbfinale das Siegtor gegen Tschechien erzielte.

Disziplin und Zweikampfstärke

So soll es auch diesmal sein. Dabei helfen könnten auch zwei Bundesliga-Profis. Hoffnungen ruhen nicht zuletzt auf den Verteidigern Kyriakos Papadopoulos von Schalke 04 und Sokratis Papastathopoulos von Werder Bremen. Auch ohne Rehhagel haben alte deutsche Tugenden wie Disziplin und Zweikampfstärke in der griechischen Mannschaft weiter einen hohen Wert. (dapd)